Verlage

Umbau ohne Plan

Der Medienkonzern DuMont wäre gern ein digitales 
Unternehmen. | Doch bislang hat er es nur zu einem 
Gemischtwarenhändler gebracht

Drei Druckereien gehören noch zu dem 
Familienunternehmen. Der größte Betrieb produziert in Köln mit etwa 230 Beschäftigten die Zeitungen Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau und das Boulevardblatt Express. Doch die Auflagen sinken 
und sinken. Heinrich Plaßmann, Betriebsratsvorsitzender der Druckerei, sieht deren Zukunft angesichts schrumpfender Auflagen »sehr pessimistisch«. Wenn die DuMont-
Geschäftsführung nicht mittelfristig ihr Digitalgeschäft in den Griff kriege, könnte sogar wirklich der Verlag »am Ende« sein, wie es die Verlagsoberen jüngst gesagt hätten.

Geld bringen sollen künftig Firmen aus der Digitalwirtschaft. »DuMont kauft und verkauft Start-up-Unternehmen«, sagt Plaßmann. Die aktuelle Lage: 97 Betriebe sind vollständig oder mehrheitlich im Besitz des Konzerns, dazu 118 weitere Betriebe, an denen DuMont direkt oder indirekt beteiligt ist – ein Gemischtwarenladen. Doch ob die digitalen Beteiligungen Gewinne machen, wisse er nicht genau. »Zahlen erhalte ich nicht.«

Ausgegründet und aufgespalten

Zur Aufblähung der Zahl der Betriebe haben auch Ausgründungen und Aufspaltungen ehemals einheitlicher Betriebe beigetragen. So gibt es zum Beispiel eine DuMont Blattplanung GmbH. Zuständig ist sie bei allen DuMont-Zeitungen für Platzierung und Umfang der Anzeigen sowie die Planung des Umfangs und der Abläufe in der Produktion, damit die Zeitungen pünktlich erscheinen können. Mit aktuell 14 Beschäftigten in Köln, Berlin und Halle ist die Blattplanung einer der kleinsten Betriebe im DuMont-Imperium. Und sie hat einen einköpfigen Betriebsrat: Thomas Soorholtz. »Schon bei der Ausgründung vor gut drei Jahren war den Beschäftigten klar, dass sie einen Betriebsrat brauchen«, berichtet er.

Mini-Betriebsräte

Vorher, im Verlag DuMont Schauberg, war Thomas Soorholtz Mitglied eines Betriebsratsgremiums, in dem man die Arbeit untereinander aufteilen konnte. Jetzt, als Ein-Mann-Betriebsrat in einem Betrieb mit hohem Arbeitspensum, komme er kaum während der Arbeitszeit dazu, Betriebsratsarbeit zu erledigen, weil er auf sich allein gestellt sei. Nicht ganz: Die Blattplanung GmbH ist – wie auch andere ausgegründete Firmen aus der Technik – Tochter der DuMont Medien Service GmbH & Co. KG. Und deren – größtenteils – (Mini-)Betriebsräte treffen sich als Konzernbetriebsrat drei-, viermal im Jahr und tauschen sich monatlich per Skype übers Internet aus. So hätten sie bei Gesprächen mit den Geschäftsleitungen eine stärkere Stellung als allein. Betriebsräte zu schwächen sei bei DuMont allerdings schon immer einer der Gründe für Ausgründungen gewesen. Denn so ein Betriebsrat wie der im Verlag wirke wie ein Bollwerk für die Interessen der Beschäftigten, erzählt Thomas Soorholtz.

Im Hauptunternehmen gibt es anders als beim Tochterunternehmen keinen Konzernbetriebsrat. Ein wenig mehr Ordnung und bessere Arbeitsbedingungen für die Betriebsräte soll eine neue Betriebsvereinbarung bringen, wie Druckerei-Betriebsrat Heinrich Plaßmann berichtet. Mit jährlichen – vom Unternehmen finanzierten – Betriebsratskonferenzen sei es gelungen, eine Zusammenarbeit aller Betriebsratsgremien aufzubauen. 34 sind es, darunter viele kleine.

»Der getriebene Verlag«

DuMont fehle Geld für die Zukunft, so der Zeitungsforscher Horst Röper im Interview mit DRUCK+PAPIER. Welche Folgen das »klägliche Ergebnis« von 6,5 Millionen Euro im Jahr 2017 nach sich zieht, beschreibt 
eine interne Kennerin des Konzerns, die nicht namentlich genannt werden möchte, auf der gewerkschaftlichen Internetseite https://dumontschauberg.wordpress.com: »DuMont ist und bleibt der getriebene Verlag im Wettbewerb um die künftige Stellung der verschiedenen Mediengruppen.« Zu spät habe DuMont neue Geschäftsfelder mit Internetbeteiligungen wie Facelift und Censhare erschlossen. Zumal deren Erfolg unsicher sei, sagt Betriebsrat Plaßmann. Mehr Verluste als Gewinn? Die Bilanz für 2018 liegt noch nicht vor. Doch darin wird die Buße des Bundeskartellamtes in Höhe von 16 Millionen Euro negativ zu Buche schlagen. Die Behörde war dem Verlag auf die Schliche gekommen, weil er sich rechtswidrig mit einem Nachbarverlag über Verbreitungsgebiete abgesprochen hatte. Die 
Bilanz für den Umbau des Konzerns: bislang ohne Plan.

Mit Streiks in den Tarif

Ist die Tarifbindung einmal verloren 
gegangen, ist es schwer, sie wieder durchzusetzen. Aber nicht aussichtslos. Das zeigt das Beispiel der Rheinischen Redaktionsgemeinschaft (RRG), die die neuen Außenredaktionen der Kölner 
Zeitungen umfasst. Dank vieler Warnstreiks und eines Schiedsspruchs der nordrhein-westfälischen Landesschlich
terin gilt seit dem 1. Januar ein Haustarifvertrag, der eng an die Flächentarifverträge angelehnt ist. Andere DuMont-Unternehmen, zum Beispiel in 
Berlin, waren bislang nicht erfolgreich, Tarife zu erkämpfen oder tariflose Ausgründungen zu verhindern.

Die Eigentümer

Die Mediengruppe M. DuMont Schauberg GmbH & Co. KG, so der vollständige Name, ist ein Familienunternehmen. Den größten Anteil hält mit 29,6 Prozent Isabella Neven DuMont, die Tochter des Zeitungsverlegers Alfred Neven DuMont; ihr folgen Christian DuMont Schütte mit 19,5 Prozent und Cornelia Vischer (geb. Schütte) mit 16 Prozent. Weitere Anteile halten Familienmitglieder.

Anfang 2015 schied mit Isabella 
Neven DuMont das letzte Familienmitglied aus dem Vorstand; aktuell ist sie Vize-Vorsitzende des Aufsichtsrats, dem Christian DuMont Schütte vorsteht. Weitere Aufsichtsratsmitglieder sind Patrick Adenauer (Enkel des früheren Bundeskanzlers), Hans Werner Kilz (Ex-Chefredakteur des Spiegels und der Süddeutschen Zeitung) sowie der Unternehmensberater Peter May.

Quelle: kek-online.de, eigene Recherche

DuMont fehlt’s an Geld

DRUCK+PAPIER: Was bedeutet der 
Wechsel in der Führung von der Verlegerpersönlichkeit Alfred Neven DuMont 
zum Medienmanager Christoph Bauer?

Horst Röper: Alfred Neven DuMont hat für die Redaktionen durchaus Geld aus
gegeben, aber das waren Zeiten, als die Verlage noch viel Geld verdient haben. Heute schaut man auch bei DuMont nur noch auf die Kosten; Bauer hat viel Personal abgebaut: in den Redaktionen, in 
der Verwaltung, in der Technik, überall. Und diesen Prozess wird Bauer fortsetzen. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Hat Bauer eine nachvollziehbare 
Strategie?

Nein. Seit Jahren hat die Führung angekündigt, die Rendite kräftig steigern zu wollen. Aber das ist ihr nicht gelungen.

Und die Bemühungen in der digitalen Wirtschaft?

Auch da ist das Unternehmen eher schwach aufgestellt. Es versucht schon, mit den Zeitungstiteln auch digital Geld zu verdienen. Das gelingt inzwischen etwas besser, weil E-Paper im Markt überall besser ankommen. Aber insgesamt ist das bislang noch schwach ausgeprägt. Für weitere Digitalengagements fehlt DuMont angesichts der schlechten Rendite schlicht das Geld.

Horst Röper, Medienwissenschaftler 
vom Medienforschungsinstitut Formatt 
in Dortmund
. Foto: privat

Wie steht DuMont im Vergleich zu anderen regionalen Medienkonzernen da?

DuMont verfügt über starke Marken, die in der Regel in regionalen Monopolmärkten angesiedelt sind, wenn man mal von Berlin absieht. Aber es gibt viele hausgemachte Probleme. Dazu gehört zum Beispiel eine sehr große Druckerei in Köln, die DuMont in der Zukunft wahrscheinlich viel weniger auslasten kann als heute.