Was hältst du vom Brexit?
»Ich halte ihn für einen Alptraum. Seit sich die Mehrheit der britischen Bevölkerung am 23. Juni 2016 für den Ausstieg aus der Europäischen Union ausgesprochen hat, ist das Land in einer Krise. Ich habe noch nie eine so orientierungslose politische Landschaft erlebt. Die ausländischen Investitionen gehen massiv zurück, wir verlieren Arbeitsplätze. Ich fürchte, es werden noch mehr werden. Geht Großbritannien wirklich aus der EU raus, wird sich die Lage der Beschäftigten verschärfen. Schon jetzt gehört der Arbeitsmarkt in Großbritannien zu den dereguliertesten in Westeuropa – ein Erbe der Ära Thatcher. Wir sind absolut auf die Rechte angewiesen, die aufgrund europäischer Richtlinien bestehen, etwa zur Begrenzung der Arbeitszeit, zu Elternzeit, Schutz für Teilzeit-, befristete und Leiharbeitsbeschäftigte sowie Informations- und Mitspracherechte in Unternehmen. Es geht aber auch darum zu verhindern, dass an der Küste zur EU ein Land mit niedrigen Standards à la Singapur entsteht. Denn alles, was dann in Großbritannien ausgetestet wird, könnte womöglich auf den Kontinent übertragen werden.
Simon Dubbins, Direktor der Abteilung Internationales der Gewerkschaft Unite the UNION in Großbritannien
Es ist auch eine grobe Fehleinschätzung zu glauben, die Mehrheit der britischen Bevölkerung habe die EU wegen ihrer unsozialen Politik abgewählt. Dem ist nicht so. Es war eine Abstimmung gegen Einwanderung. Wir sagen bei uns: Nicht alle, die für den Brexit gestimmt haben, sind Rassisten. Aber alle Rassisten haben für den Brexit gestimmt. Dieser Ausstieg aus der Europäischen Union war von dem rechtsnationalen Flügel der Regierungspartei und der rechtspopulistischen UKIP gesteuert. Ihnen geht es nicht darum, Großbritannien aus der EU zu lösen, sondern die EU zu zerstören. Sie wollen zurück zum Nationalstaat. Das ist äußerst gefährlich, wir hatten schon zwei Weltkriege. Wenn die herrschende Klasse mit Nationalismus spielt, zahlen die arbeitenden Menschen dafür.«