Die Nachwuchs-Problemlöser
Experiment mit zwei Jugend- und Auszubildendenvertretungen: DRUCK+PAPIER besucht sie bei dem JAV-Seminar in Naumburg und befragt sie vier Monate später noch einmal | Fazit: Ohne Schulung geht nichts | Betriebsrat unterstützt | Spaß kommt nicht zu kurz
Einer der Hauptakteure dieser Seminarwoche ist ziemlich umfangreich und liegt in einer großen Schale mitten im Raum: das Betriebsverfassungsgesetz. Vorne am Flipchart steht ein Jugendlicher. Er hat recherchiert, was in eben jenem Gesetzbuch zum Kosten- und Sachaufwand der Jugend- und Auszubildendenvertretung, kurz: JAV, steht. Dass der Arbeitgeber die erforderlichen Mittel für die laufende Arbeit zur Verfügung stellen muss. Einen eigenen Raum zum Beispiel. »Wer von euch hat das«, fragt Teamerin Annalena Hinzmann. Nur die Jugendlichen von Bischof + Klein melden sich. Die beiden Teamer ergänzen, was die Paragrafen für die Praxis genau bedeuten. Die 14 Jugendlichen fragen nach, diskutieren und recherchieren.
In der Bildungszentrale der ver.di-Jugend im hessischen Naumburg werden den Jugend- und Auszubildendenvertretungen aus Verlagen, Druckindustrie und Papierverarbeitung die Grundlagen für ihre Arbeit vermittelt. Mit dabei sind neun Auszubildende der Betriebe Bischof + Klein und SIG Combibloc. Sie sind bereit, DRUCK+PAPIER über ihre ersten Erfahrungen zu berichten. Zuerst in einem Interview in Naumburg etwa zwei Monate nach ihrer Wahl und nochmals rund vier Monate später. Das Besondere dieser beiden JAVen: Alle neun haben sich neu auf das Abenteuer JAV eingelassen, bei Bischof + Klein bringt lediglich der Vorsitzende Erfahrung mit.
Wieso sie für die Wahl im November kandidiert haben? Bei Bischof + Klein berichtete die alte JAV in einer Versammlung von ihrer Arbeit, auch die Vorsitzenden sprachen in den Betrieben mögliche Kandidat/innen an. Ihre Motivation, sich zur Wahl zu stellen? Verantwortung zu übernehmen, für die Auszubildenden da zu sein und ihnen bei Problemen zu helfen. Bei SIG Combibloc bringen zwei Auszubildende Erfahrung als Klassen- und Schulsprecher mit, und sie finden es spannend, auch mal hinter die Kulissen zu schauen, mit vielen Leuten in Kontakt zu kommen und mehr Verantwortung zu übernehmen.
Während sich die JAV bei Bischof + Klein regelmäßig alle zwei Wochen treffen will, haben die fünf von SIC Combibloc Treffen bei Bedarf eingeplant. Aktiv geworden sind sie ebenfalls: Die JAV bei Bischof + Klein hat die im vergangenen Jahr ausgefallene Weihnachtsfeier für die Jugendlichen und Auszubildenden erneut organisiert. Ihre Pläne? Bei Bischof + Klein gebe es keine großen Probleme, vieles werde direkt im Gespräch mit den Ausbildern geklärt. »Es ist mehr eine Sache, was man selbst daraus macht«, sagt Joscha. Sie wollen ein Fußballspiel mit den Auszubildenden einer anderen Firma sowie ein Sommerfest organisieren.
Die Vertreter von SIG Combibloc haben konkrete Pläne. »Die Herrenumkleide ist viel zu eng«, sagt der JAV-Vorsitzende Markus. Die Mechatroniker in der Ausbildung sollen ihr eigenes Werkzeug bekommen, wie es die Mechaniker schon haben. Auch sie wollen ein Sommerfest organisieren. Wenn sie beim nächsten Interview einen der Punkte erledigt hätten, wären sie schon mal zufrieden. »Und wenn wir ein gutes Sommerfest hinbekommen«, sagt Markus.
Und das JAV-Team von Bischof + Klein wünscht sich, bei Problemen sagen zu können: Wir haben sie gelöst. Und eine gute Stimmung bei den Azubis.