Menschen & Meinungen

Argumente gegen rechte Parolen

Weil es regnet, drängeln sich die Raucherinnen und Raucherinnen in die Ecke mit dem kleinen Vordach.

Kollege 1:
»Hast du schon gehört? Die Stelle von Heinz wird nun doch besetzt. Ein Glück. Die ist schon viel zu lange frei.«

Kollege 2:

»Aber hoffentlich nicht wieder mit einem Paki. Wir haben ja schon einen. «

Kamran Jamot zieht an seiner Zigarette und schweigt. Er ist die alltäglichen 
Beleidigungen und Entwürdigungen leid. Er drückt die Kippe aus und wartet. 
Wird jemand etwas sagen? Nein, wieder niemand.

Unsere Expertin Tupoka Ogette appelliert auch an die Menschen, die nicht von rassistischer Diskriminierung betroffen sind, Rassismus anzusprechen, wenn sie ihn erkennen. Aus einem einfachen Grund: »Weil Sie nicht in einer Gesellschaft leben möchten, in der Rassismus zum Alltag Ihrer Mitmenschen gehört.« Wegsehen und weghören ist keine Lösung und auch gefährlich. Denn der Rassismus verschwindet nicht, nur weil er tabuisiert wird. Tupoka Ogette bezeichnet solche Äußerungen wie in der Raucherecke als Mikro-Angriffe, Mikro-Beleidigungen und Mikro-Ausgrenzungen.

Kamran:
»Ich möchte nicht als Paki bezeichnet werden. Sie wissen sicherlich, dass das Wort Paki ein rassistischer Begriff aus dem Kolonialismus ist.«

Tupoka Ogette hat Afrikanistik und Wirtschaftswissenschaften studiert. Sie ist Expertin für Diversity (Vielfalt) und Antidiskriminierung und leitet Workshops zu Rassismus. www.tupokaogette.de

Er zündet sich eine neue Zigarette an.

»Woher wollen Sie wissen, aus welchem Land ich komme und ob ich mich als Deutscher verstehe oder als Pakistani oder als beides?«

 

Zum Fremden gemacht

Mit der verächtlichen Bezeichnung Paki wird Jamot auf seine vermeintliche Herkunft reduziert. Er ist nicht mehr Kamran Jamot, 32 Jahre, Techniker, mit Vorliebe für Kinofilme. Er wird zum Fremden, zum Anderen gemacht und nicht mehr als Individuum gesehen.

Oft wird er gefragt, woher er kommt. Wenn er antwortet »aus Osnabrück«, ist der Frager oft verärgert und setzt nach: »Ich meine, wo Sie wirklich herkommen.« Hinter der Frage steckt nicht nur Neugier, sagt Ogette. Sondern der Wunsch zu wissen, mit wem man es zu tun hat. Der Wunsch, das Gegenüber in eine imaginäre Kiste zu packen. Darauf stehe »die Anderen«. Keiner von uns. Diese Verortung, sagt Ogette, hat mit Macht zu tun. Zu entscheiden, wer Teil der Norm sein und den Schutz der Mehrheit genießen darf und wer nicht. Deshalb sei die Frage nach der Herkunft nicht so harmlos, wie sie klingen mag.


Was war da los?

Habt ihr eine ähnliche 
Situation erlebt und wusstet nicht, was ihr antworten sollt? Oder wart mit eurer eigenen Antwort unzufrieden? Schildert uns den Fall, wir fragen unsere Expertin und drucken den Dialog in der nächsten Druck+Papier ab. Eine Anonymisierung ist möglich. Mail an: drupa@verdi.de

Zum Weiterlesen

Sehr lesenswert ist das Buch 
»exit Racism, rassismuskritisch denken lernen« von Tupoka Ogette. Unrast Verlag, 12,80 Euro.
 www.bit.ly/exRACiSM

»Fakten statt Populismus, Argumente 
gegen Vorurteile« www.bit.ly/bbz-popu

»Deutschland ohne Ausländer. Ein Szenario« von Matthias Thieme und Pit von Bebenburg, Redline Verlag, Mai 2012, 19,99 Euro.

Faktencheck des DGB: Wohin will die AfD mit der Rente? www.bit.ly/DGB-rente