Verschläft die Druckindustrie Print 4.0?
Interview mit Thomas Hagenhofer
DRUCK+PAPIER: Welche Anwendungen von »Industrie 4.0« könnte es in der Druckindustrie geben?
Thomas Hagenhofer: Eine große Rolle werden personalisierte Produkte spielen. Meine gedruckte Zeitung, die im Briefkasten liegt, enthält beispielsweise nur die Nachrichten und Berichte, die auch meinem hinterlegten Profil entsprechen.
Was wäre sonst noch denkbar?
Alles, was mit dem Druck machbar ist. Etwa gedruckte Elektronik, also elektronische Bauelemente, die mit Druckverfahren hergestellt werden. Wie gedruckte RFID-Tags: Transponder, die Daten enthalten und per Funk an Lesegeräte übermitteln. Die könnten in Medikamenten als Echtheitsmerkmal eingesetzt werden oder in Kleidung als Warensicherung. Einsatzmöglichkeiten gibt es viele, ob sie sinnvoll sind, ist eine andere Frage. Auch im 3-D-Druck tut sich gerade sehr viel, augenscheinlich aber ohne Druckindustrie. Gerade beim farbigen 3-D-Druck wäre niemand kompetenter als die Druckindustrie. Doch die lässt zu, dass diese Geschäftsfelder andere Branchen für sich beanspruchen.
Verschläft die Druckindustrie »Print 4.0«?
Es war schon in der Vergangenheit so, dass Unternehmen, die sich in Nischen breitgemacht haben und neue Ideen entwickelten, gute Chancen haben zu bestehen. Druckereien, die jedoch – ich sag’s mal überspitzt – nur Farbe aufs Papier bringen, werden bei Print 4.0 das Nachsehen haben.
Thomas Hagenhofer, Mitarbeiter beim Zentral-Fachausschuss (ZFA) Berufsbildung Druck und Medien www.zfamedien.de