2014 haben Kolleginnen und Kollegen aus der Papierverarbeitung für mehr Geld gestreikt (hier bei der Firma Mondi in Ansbach). Das dürfte auch dieses Mal wieder nötig sein.
Sattes Lohnplus – weiter so!
Beschäftigte der Papierverarbeitung haben zuletzt gute Tarifabschlüsse erreicht. Das ist auch dieses Jahr das Ziel.
»Ein sattes Lohnplus.« Ausrufezeichen. Große Schrift, fette Schrift. »Plus 12,4 Prozent seit 2012.« So steht es auf den Info-Blättern, die der Arbeitgeberverband HPV im August in den Betrieben aushängen ließ. In der Mitte eine Grafik mit Kurve und Treppen. Der HPV hat alle Lohnzuwächse seit 2012 zusammengezählt. Das macht 12,4 Prozent. Und weil die Löhne stärker gestiegen sind als die Lebenshaltungskosten, können sich die Beschäftigten in der Papierverarbeitung seit vier Jahren mehr von ihrem Lohn leisten. Stimmt. Doch was will der HPV den Belegschaften damit sagen? Nun bescheidet euch mal? Weniger tut’s auch? Mit der Meinung steht der Arbeitgeberverband allein da.
Ungewollt rechnet er auf seinem Info-Blatt vor, wie viel die streikenden Belegschaften und ver.di in den vergangenen Tarifrunden erreicht haben. Das spornt an, nicht nachzulassen, wie bei der Konferenz der Tarifkommission am 22. September in Frankfurt am Main deutlich wurde. »Wir arbeiten genauso gut wie die Kolleginnen und Kollegen anderer Branchen«, erklärte ein Tarifkommissionsmitglied. Wie in der Metall- und Elektroindustrie, dort hat die IG Metall 4,8 Prozent geholt (Laufzeit 21 Monate); wie im öffentlichen Dienst mit 4,75 Prozent (24 Monate) oder, noch besser, in der chemischen Industrie mit dem Sprung über die 5-Prozent-Hürde (5,3 Prozent in 24 Monaten).
Ein ordentliches Lohnplus erwarten nun auch die Papierverarbeiter/innen. ver.di hat den Lohntarifvertrag zum 31. Oktober gekündigt und fordert für die rund 100.000 Beschäftigten fünf Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Wobei auch deutlich wurde: Noch wichtiger als eine kurze Laufzeit ist eine anständige Lohnerhöhung.
Die Umsätze in der Papierverarbeitung sind im ersten Halbjahr 2016 um 2,7 Prozent gestiegen, ohne Preissteigerung um 1,7 Prozent – in etwa so stark wie in der Gesamtwirtschaft. Und den Unternehmen ist es gelungen, höhere Preise für ihre Produkte durchzusetzen. »Die wirtschaftliche Situation der Branche ist ordentlich«, bilanzierte ver.di-Verhandlungsführer Frank Werneke.
Aber nicht für alle. Tarifgebundene Betriebe werden auch in dieser Tarifrunde wieder einwerfen, dass sie Auftrag um Auftrag an die tariflose Konkurrenz verlören und durch die Tarifbindung Nachteile im Wettbewerb erlitten. Ihr Wunsch: die Löhne nur wenig erhöhen und tarifgebundene Unternehmen schonen. »Wir würden ihnen bei diesem Problem gern helfen, wenn sie sich helfen ließen«, erklärte der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Werneke dazu.
Denn die Gewerkschaft hat vorgeschlagen, gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband die Allgemeinverbindlichkeit von Löhnen zu beantragen. Das wäre ein erster Schritt hin zu mehr Gerechtigkeit in der Branche. Mit dem Ziel, dass jeder und jede Beschäftigte in der Papierverarbeitung tariflich entlohnt würde. Unabhängig davon, ob sich der einzelne Unternehmer an Tarifverträge hält oder nicht. Dann hätten die Firmen um gute Produkte und nicht um niedrige Löhne wetteifern können. Doch der Arbeitgeberverband lehnte den Vorschlag ab. »Diese Blockadehaltung geht zulasten von Beschäftigten und Arbeitgebern, die Tariflöhne bezahlen«, kritisierte Werneke.
Welches Info-Blatt sich die Beschäftigten vom Arbeitgeberverband nach Abschluss der Tarifrunde wünschen, ist klar: »Wieder sattes Lohnplus.« Ausrufezeichen. Große Schrift, fette Schrift. »Bestes Tarifergebnis für die Beschäftigten in der Papierverarbeitung.«