Antworten auf technischen Wandel
»Von der Buchdruckergewerkschaft zu ver.di« heißt das Motto in diesem Jubiläumsjahr. Wir erinnern an Wegmarken. Druck+Papier kann das auf eigene Weise tun, denn unsere Branchenzeitung hat diese Entwicklung von Beginn an dokumentiert.
»Satzherstellung muss Facharbeit bleiben!« Das stand Anfang 1978 auf Streiktransparenten in vier wichtigen bundesdeutschen Zeitungsbetrieben. Der Arbeitskampf galt den 40.000 Schriftsetzern, die durch die elektronischen Umbrüche in der Zeitungsproduktion ihrer fachlichen Kompetenzen enteignet und damit ihrer beruflichen Perspektiven beraubt wurden. Die gewerkschaftliche Gegenstrategie: ein Tarifvertrag, der Facharbeit sichern, Bildschirmpausen regeln und verbieten sollte, dass Journalisten Textgestaltung übernehmen. Die Druckgewerkschaft samt ihrer Journalisten-Union, der DJV und die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) verhandelten gemeinsam mit den Arbeitgeberverbänden. Diese agierten mit härtesten Bandagen. Im März sperrten die Unternehmer nicht nur die Belegschaften der Streikbetriebe, sondern flächendeckend aus. Drei Jahre später wurde die Unverhältnismäßigkeit dieser Methoden auch gerichtlich festgestellt. Doch selbst diese konnten nicht verhindern, dass der »Tarifvertrag über die Einführung und Anwendung rechnergestützter Textsysteme« am 20. März 1978 unterzeichnet wurde.
In Ausgabe 5 vom 27. Februar hatte Detlef Hensche, damals Redakteur von »druck und papier«, in seiner Kolumne in gemäßigter Kleinschreibung kommentiert:
»Und wenn wir in den nächsten tagen zu schwerpunktstreiks aufrufen, so ist und bleibt das streikziel der bundeseinheitliche tarifvertrag … Der arbeitskampf geht alle an, nicht nur die setzer. Drucker, auch kolleginnen und kollegen der weiterverarbeitung, auch angestellte und journalisten sind zum streik und zur unterstützung der schwerpunktstreiks aufgerufen … Der arbeitskampf geht auch die übrigen gewerkschaften an. Was sich zur zeit in den druckbetrieben vollzieht, wird sich morgen in anderen wirtschaftszweigen wiederholen. Der DGB und seine gewerkschaften haben uns daher unterstützung zugesichert.«
Diese Hilfe wurde existenziell, auch um die IG Druck und Papier vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Wenige »druck und papier«- Ausgaben später erörterte der Gewerkschaftsvorsitzende Leonhard Mahlein erneut ausführlich die »Tarifpolitik im zeichen des technischen wandels«. Da war im Zentralorgan bereits von der 35-Stunden-Woche die Rede.