Arbeit

Nur noch wenige Wochen. Dann startet die Tarif­runde 
in der Papierverarbeitung. Wird sie so zäh wie die vor­herige? Welche Forderung ist fällig? Und was hilft, mehr Lohn durchzusetzen?

Eines tun die Papierverarbeiter nicht mehr. »Wir werden uns nicht mehr am Abschluss der Druckindustrie orientieren, das ist vorbei«, sagt Hans Maurer, Betriebsratsvorsitzender bei Edelmann Pharmadruck in Weilheim. Denn in der Druckbranche kriselt es seit Jahren, was sich in niedrigen Lohnabschlüssen und langen Laufzeiten niederschlägt. Zuletzt hat ver.di für die Beschäftigten in der Druck­industrie 3,8 Prozent mehr Lohn in 29 Monaten herausgeholt.

»Für uns muss mehr drin sein«, sagt Werner Kulack, Betriebsrat bei DS Smith in Minden und Mitglied der Tarif- und Verhandlungskommission. Er wird sich dort für zwei Dinge einsetzen: keine Einmalzahlung und eine kurze Laufzeit. Und er entkräftet gleich ein Gegenargument: Den aggressiven Preiskampf, den sich Unternehmen etwa in der Wellpappe liefern, hätten die Beschäftigten nicht verursacht. Sie dürften deshalb auch nicht mit einer mickrigen Lohnerhöhung abgespeist werden.

Effektive Nadelstiche

Eine richtig kräftige Lohnerhöhung findet Michael Heizmann angemessen. Er ist Europäischer Betriebsratsvorsitzender beim österreichischen Karton- und Faltschachtelproduzenten Mayr-Melnhof. Der Konzern steigert seinen Gewinn Jahr für Jahr. Zuletzt legte er um acht Prozent auf 142 Millionen Euro zu. Davon sollten die Erwerbstätigen auch profitieren.

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Außerdem hätten die Beschäftigten einen enormen Nachholbedarf, argumentiert Michael Heizmann, der auch Vorsitzender des Betriebsrats in dem 65-Mann-Frau-Betrieb Graphia Innovaprint in Delmenhorst ist. Über mehr als zehn Jahre hatten sich die Reallöhne nicht nach oben bewegt oder waren sogar geschrumpft. Erst in den vergangenen zwei, drei Jahren stiegen die Entgelte stärker als die Preise. Damit tatsächlich mehr drin ist im Geldbeutel, muss es ordentliche Tariferhöhungen geben. Was Heizmann besonders ärgert, sind unbezahlte Arbeitszeitverlängerungen: »Das sind Geschenke an Unternehmen. Das muss aufhören.«

Allerdings geht es jetzt in der Tarifrunde für die rund 100.000 Beschäftigten um mehr Geld und nicht um Arbeitszeit. Über die konkrete Forderung entscheidet die Tarifkommission am
22. September, nach 
Redaktionsschluss.

Und wenn die Arbeitgeber nur mickrige Angebote machen? Dann, sagt Werner Kulack, sollte ver.di wieder auf die Strategie der Nadelstiche zurückgreifen: plötzlich, unerwartet und mal hier, mal dort zum Streik aufrufen. »Das ist effektiver als Arbeitsniederlegungen, auf die sich die 
Unternehmen vorbereiten können.«

Aktuelle Infos zur Tarifrunde: 
www.verlage-druck-papier.verdi.de