Wir stehen solidarisch zusammen
Christof Neurath, Betriebsrat in der Axel Springer Offsetdruckerei Essen-Kettwig:
»Bei Tarifverhandlungen macht die eine Seite einen Vorschlag, dann die andere Seite, und so nähert man sich langsam an. In diesem Sinne finde ich auch das neue Angebot von ver.di, plus 4,5 Prozent in 24 Monaten, teilweise in Ordnung. Aber dass sich die Arbeitgeber im Moment so gar nicht bewegen, ist unterirdisch. Vielleicht müssen wir deshalb noch ein, zwei, drei Schippen drauflegen. Wir waren bereits vier Mal in Aktion, inklusive zwei zweitägiger Streiks. Das hat dem Arbeitgeber schon weh getan. Und streikmüde sind wir nicht. Zwischen den großen Druckereien gibt es ein gutes Netzwerk. Wir stehen solidarisch zusammen. Die Unternehmer sollten sich bewegen.«
Azubis mit dabei
Britta Heidt-Herrmann, Betriebsratsvorsitzende der Heidelberger Mediengestaltung:
»Die anderen Branchen haben längst einen Tarifabschluss. Keiner weiß, warum die Druck-Arbeitgeber jetzt so ein Drama abziehen. Das zeugt schon von einer gewissen Arroganz. Für uns heißt das: Wir müssen weitere Aktionen machen, womöglich auch mal etwas länger. Zuletzt haben wir zweieinhalb Stunden die Arbeit niedergelegt. Was toll war: Auch die Azubis und jungen Kollegen waren dabei. Sie sehen in der Berufsschule, wie es anderen in tariflosen Betrieben geht. Daher wissen sie den Tarifvertrag und die Gewerkschaft durchaus zu schätzen. Während die Druckvorstufe wie immer fast komplett rausgegangen ist, waren es in der Rotation dieses Mal noch zu wenige. Das muss bei der nächsten Aktion anders sein, damit vielleicht tatsächlich mal keine Zeitung erscheint.«
Härtere Gangart
Thorsten Henningsen, ver.di-Vertrauensmann bei DuMont Druck Köln:
»Wir sollten zumindest an nähernd da abschließen, wo die IG Metall gelandet ist. Eine vier vor dem Komma müsste es also schon sein. Wir können noch deutlich mehr Druck aufbauen. Bisher haben die Warnstreiks an Tagen stattgefunden, an denen es für die Arbeitgeber nicht so schmerzhaft war. Das kann man ausweiten und zum Beispiel mal die Früh-, Spät- und Nachtschicht durchstreiken, wenn gerade viel zu tun ist. Bei uns waren alle Arbeiter draußen. Die Kolleginnen und Kollegen wünschen sich eine härtere Gangart.«
Niemand schenkt uns etwas
Patrick Gerlach, Betriebsrat in der Frankfurter Societäts-Druckerei:
»Das Angebot der Arbeitgeber ist lachhaft. Das lassen wir uns nicht gefallen. Die Leute sind bereit, zu kämpfen und draußen zu stehen. Das gilt nicht nur für die Rotation und die Weiterverarbeitung. Dieses Mal ist auch die Betriebstechnik dabei, was in den letzten zwei Tarifrunden noch anders war. Das ist ein Vorgeschmack darauf, was passiert, wenn die Unternehmer wirklich den Manteltarifvertrag kündigen. Den Kolleginnen und Kollegen geht es nicht nur ums Geld. Sie wollen auch zeigen, dass die Belegschaft als Einheit zusammensteht.«
Robert Lehrmann, Betriebsrat im Druckzentrum der Süddeutschen Zeitung:
»Das Verhalten der Arbeitgeber ist Geringschätzung, nicht Wertschätzung unserer Leistung. Diese Unverschämtheit dürfen wir uns nicht gefallen lassen. Wir müssen den nicht streikenden Kollegen klar machen: Ob eine ordentliche Bezahlung oder Erholungsurlaub, geregelte Arbeitszeiten, Kündigungsschutz oder Lohnfortzahlung bei Krankheit – all das hat uns niemand geschenkt. Das haben unsere Väter und deren Väter erkämpft. Es kann nicht sein, dass wir uns das Stück für Stück wieder wegnehmen lassen. Die Lohnerhöhungen in der Metallindustrie, im Baugewerbe und im öffentlichen Dienst müssen auch für uns drin sein.«