Strichätzung

Ein Königreich für mehr Hirn

Was kommt wohl zuerst: Der Brexit oder die Eröffnung des Berliner Flughafens? Berlin hat immerhin den ersten CO2-neutralen Airport der Welt gebaut. Beim Brexit aber macht sich neben den Briten auch Europa selbst lächerlich. 
Mit jedem neuen Aufschub, den die 
Briten kriegen, denken sich Populisten wie Orban oder Salvini: Mit der EU kann man’s ja machen. Die EU sollte den Briten sagen: »War ’ne schöne Zeit mit euch, schade, dass ihr Schluss machen wollt, da ist die Tür. Und wenn ihr 
wieder reinwollt, könnt ihr euch gern wieder hinten anstellen.« Ein klarer Schnitt. Schließlich haben die Briten 2016 im Referendum für den Austritt aus der EU gestimmt und am Tag danach erst gegoogelt, was das überhaupt bedeutet. Das Ergebnis damals war mit 51 zu 49 Prozent denkbar knapp: Die Älteren stimmten für den Ausstieg aus der EU, die Jüngeren dagegen.

Jetzt sah ich neulich eine junge Londonerin in den Tagesthemen, die ein zweites Referendum forderte mit der Begründung: »Viele von den Alten sind inzwischen tot. Die hätten heute keine Mehrheit mehr.«

Ich würde den Brexit gern als Drama in original Shakespeare-Zitaten am Stadttheater inszenieren. Das Setting: Die Queen empfängt im Buckingham Palace im Monty-Python-Saal Boris Johnson (der übrigens denselben Friseur hat wie Donald Trump) und Labour-Chef Corbyn zum Schwertkampf. Dann hauen die sich erst einen Arm, dann ein Bein ab (ist nur Theaterblut – Shakespeare war der Quentin Tarantino seiner Zeit, immer Action!) und dann die Zitate um die Ohren. Johnson: »To have lunch or to be lunch – that is the question!« Und Corbyn erwidert: »Two beers or not two beers – that is the question!« Bis die Queen irgendwann verzweifelt aufspringt, dem Volk aus dem Fenster zuwinkt und ruft: »A brain, a brain – my kingdom for more brain!« Das wäre 
ein schön kurzes Drama, um halb 
neun säßen wir alle gemütlich in der Kneipe.

www.robertgriess.de