Strichätzung

Riecht übel

Die BILD gehört zu Deutschland wie beim Gassigehen das Häufchen zum Hund. Nur denken die Macher der »Zeitung« offenbar, ihr Blatt sei der Hund und nicht das – Sie wissen schon. So verfassten sie ein wichtigtuerisch »Deutschland-Manifest« genanntes Regelwerk, das schon beim Lesen den Geruch dessen verströmt, was der Hund beim Gassigehen – Sie wissen schon. Eine Liste mit 50 Regeln, die angeblich unser Land ausmachen. Also quasi: Leitkultur. Es fängt großspurig an: »Für jeden, der in Deutschland lebt, gilt Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar!« Da hatten die Autoren wohl schon einen sitzen; sonst hätten sie ja zugefügt: »Außer, BILD schreibt über diesen Menschen.« Bei Regel 4 – »Wer bei uns lebt, muss Deutsch lernen« – fragt man sich, wen die Pseudo-Patrioten eigentlich ansprechen – Schwaben, Sachsen, Bayern? Doch spätestens bei den Regeln 29 (»Man muss keine Jungfrau sein, um zu heiraten!«), 31 (»Wir verheiraten keine Kinder. Und auch Männer nicht mit mehr als einer Frau.«) und 34 (»Messer gehören bei uns in die Küche und nicht in die Hosentasche.«) wird klar: Das BILD-Manifest richtet sich an jene, von denen Populisten glauben, sie kämen nur nach Deutschland, um sich hier »die Zähne machen« zu lassen (Chefpopulist Friedrich Merz). Also alle von woanders! Drum steht der BILD-Schmierzettel auch gleich auf Arabisch, Russisch, Türkisch und Englisch auf der Homepage der schreibenden Bordstein-Schwalben. Auf Deutsch steht es da natürlich auch, denn in der Hauptsache richtet sich der Schmierzettel ja an die so dünkelhafte wie ressentimentgeladene Stammkundschaft und will sagen: Wir von BILD zeigen denen, wer hier Chef ist – nämlich Ihr! Siehe Regel 12: »Deutsche essen Schweinefleisch!« Ich hätte das bedruckte Klopapier nicht »Deutschland-Manifest« genannt, sondern passender: »50 Shades of AfD«. Und jetzt ins Hundekottütchen damit.

Robert Griess