Ausbildung

Azubis – herzlich willkommen!

Glückwunsch! Du hast einen Ausbildungsplatz bekommen. An den ersten Tagen 
kommt viel Neues auf dich zu und du hast vielleicht den Eindruck, den Stoff 
in der Berufsschule nie zu kapieren oder dich im Betrieb nie zurechtzufinden. 
Das gibt sich mit der Zeit. Für alles andere gibt dir ver.di Tipps für die Ausbildung.

Tipps von Meike Haun, frisch ausgebildete Mediengestalterin

Wenn ich das vorher gewusst hätte …

… dann hätte ich mich in den ersten Tagen als Auszubildende mehr getraut, offen auf Kollegen zuzugehen. Zuerst stellte ich mich neben den erfahrenen Ausbilder und wartete, bis er nicht mehr so beschäftigt wirkte. In einem guten Ausbildungsbetrieb kannst du als Azubi aber immer fragen, wenn dir etwas unklar ist. Es hilft ja keinem, wenn man nur dasitzt und nicht fragt.

Ein guter Ausbildungsbetrieb bietet dir Abwechslung. Er hat Ansprechpartner, die ein offenes Ohr für dich haben. Und er zeigt dir klar auf, wo es langgeht. Es ist wichtig, von Anfang an einen Ausbildungsplan zu haben: mit den Stationen und den Zeiträumen, in denen du eingesetzt wirst. Und wenn du ein Problem hast – sprich es an! Ein Beispiel: Bei der ersten Weihnachtsfeier wurde mir erzählt, dass es Tradition sei, ein Gedicht aufzusagen. Da ich mich bei dem Gedanken nicht besonders wohlfühlte, vor so vielen Kollegen etwas vorzutragen, habe ich stattdessen mit einer anderen Auszubildenden ein Spiel vorbereitet. Letztendlich war das viel lustiger.

Noch ein Tipp: Halte den Kontakt zu Mit-Azubis, die du magst. Auch zu Leuten aus der Berufsschule. Das kann sehr hilfreich sein, wenn du später einen Arbeitsplatz suchst.

Meike Haun, 19, Mediengestalterin beim Main-Echo in Aschaffenburg und Jugend- und 
Auszubildendenvertreterin

Da geht noch mehr

ver.di und die anderen DGB-Gewerkschaften setzen sich für eine gute Ausbildung ein – im Betrieb, in der Politik, bei Unternehmen. Dazu gehören Tarifverträge, tarifliche Ausbildungsvergütungen und noch mehr:

Ausbildung:

Wir brauchen gute Ausbildungsplätze. Wir wollen, dass Ausbildungspläne eingehalten werden und dass es genügend geeignete Ausbilder*innen gibt. Auszubildende müssen besser auf die digitale Arbeitswelt vorbereitet werden – das gilt auch für die digitale Ausstattung von Berufsschulen. Zweijährige Schmalspurausbildungen lehnen wir ab.

Übernahme:

ver.di hat durchgesetzt, dass die Auszubildenden in der Papierverarbeitung und in der Druckindustrie nach der bestandenen Prüfung für mindestens zwölf Monate übernommen werden. Aber das reicht nicht. Wir fordern eine Übernahme aller Auszubildenden in allen Branchen, unbefristet und im erlernten Beruf, nah am Wohnort und in Vollzeit.



Berufsbildungsgesetz:

Wir wollen, dass Azubis an Berufsschultagen nicht mehr in den Betrieb zurückkehren müssen. Sie sollten für die Prüfungsvorbereitung vom Betrieb freigestellt und während der Ausbildung kostenfrei mit Laptops oder Tablets ausgestattet werden.

Muss ich mir das gefallen lassen?

Es kann sein, dass es nicht rundläuft in der Ausbildung. Dann ist es gut, sich schnell nach Hilfe umzuschauen.

Mein Ausbilder tickt oft aus.

Schluck es nicht einfach runter. Sprich darüber mit Menschen, denen du vertraust. Schreibe im Tagebuch genau auf, wann was passiert ist. Du kannst die Jugend- und Auszubildendenvertretung oder den Betriebsrat einschalten.

Ich stehe oft über Wochen allein an der Druckmaschine, weil Personal fehlt. Ist das in Ordnung?

Nein. Du sollst die Fachkräfte nicht ersetzen. Dein Ausbildungs
betrieb ist verpflichtet, dir alles beizubringen, was für den Beruf wichtig ist. Auch dauerndes Putzen und endlose Routinearbeiten haben in der Ausbildung nichts zu suchen – sie sind nach Paragraf 102 des Berufsbildungsgesetzes sogar eine Ordnungswidrigkeit.

Ich soll immer so lange im Betrieb bleiben, bis die Arbeit erledigt ist. Ist das erlaubt?

Du bist im Betrieb, um den Beruf zu lernen. Wenn Überstunden geleistet werden, müssen das Jugendarbeitsschutzgesetz und das Arbeitszeitgesetz eingehalten werden. Alle Überstunden müssen dir besonders vergütet oder in Freizeit ausgeglichen werden. Schreib jede Überstunde auf!

Ich lerne hier so wenig, der Beruf macht mir aber Spaß. Kann ich den Ausbildungsplatz wechseln?

Azubis können laut Paragraf 22 Berufsbildungsgesetz kündigen und ihre Ausbildung in einem anderen Betrieb fortsetzen. Wenn der Betrieb mit dem Weggang nicht einverstanden ist, brauchst du aber einen gravierenden Grund für eine fristlose Kündigung. Kündige erst dann, wenn du einen neuen Betrieb gefunden hast!

Quelle: Dr. Azubi

Wer hilft?

Die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV)

Das sind junge Leute, die im Betrieb deine Interessen vertreten. In jeder Belegschaft mit Betriebsrat können Jugendliche und Auszubildende bis 25 Jahre ihre Jugend- und Auszubildendenvertretung wählen. Sie setzt sich zum Beispiel für die Qualität der Ausbildung ein und dafür, dass Urlaub, Arbeitszeit und Entgelt stimmen.

Der Betriebsrat

Gibt es keine Jugend- und Auszubildendenvertretung, könnt ihr 
zusammen mit dem Betriebsrat eine gründen. Der Betriebsrat ver
tritt die Interessen der gesamten Belegschaft, also auch deine. 
Die Kolleginnen und Kollegen sind gewählt und haben das Recht, 
in vielen Angelegenheiten mitzureden und mitzubestimmen.

Die Gewerkschaft im Betrieb

Das sind Vertrauensleute: aktive Kolleginnen und Kollegen, die von den Gewerkschaftsmitgliedern gewählt werden. An sie kannst du dich auch wenden. Werde Mitglied bei ver.di – dann bist du dabei und bekommst noch mehr Unterstützung. www.jugend.verdi.de

Und sonst?

Manchmal findest du im Betrieb oder der Berufsschule Leute, die helfen können. Über das Netz landest du schnell bei dr-azubi.de. Wenn du deine Frage schilderst, liefern Expert*innen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) die Antwort meistens schon am nächsten Tag – mit der Adresse der Fachleute, die weiterhelfen können.

Von A bis Z

Auszubildende haben eine Menge Fragen: Was muss ich tun, wenn ich krank bin? Hab’ ich ein Recht auf Pausen? Und wie viel Urlaub steht mir zu? Von A wie Arbeitszeit bis Z wie Zeugnis findest du Erklärungen auf www.ausbildung.info. Dort gibt es Tipps und Infos – auch als App für Android und iOS.

Mehr mit Tarif

Mit Tarifvertrag hast du mehr Urlaub, mehr Geld und du musst weniger arbeiten. Deshalb setzt sich ver.di dafür ein, 
dass Unternehmen die Tarife anwenden. Du kannst auch etwas dafür tun: Mitglied werden!