Ausbildung

Viele offene Ausbildungsplätze

DRUCK+PAPIER: Das neue Ausbildungsjahr hat begonnen. Was geht dir durch den Kopf?

Anette Jacob: Wie dringend Auszubildende und Fachkräfte gesucht werden. Das trifft nicht nur unsere Berufe, sondern so gut wie alle Branchen. Ich sehe zwei Hauptgründe: Der Generation, die jetzt in Rente geht, folgen weniger junge Menschen nach und davon ziehen viele ein Studium vor. Außerdem haben in der Corona-Krise weniger junge Menschen Ausbildungsmessen besucht oder Betriebspraktika gemacht und sich deshalb eventuell für schulische Ausbildungsgänge entschieden. Die negativen Meldungen über die Krise in Druckereien, denen Papier fehlt oder die schließen müssen, tun ihr Übriges.

Ausbildungszahlen für 2022 liegen noch nicht vor. Gibt es dennoch Tendenzen?

Wir haben tatsächlich noch nicht viele Rückmeldungen aus Berufsschulen und von den Bildungsreferent*innen der Verbände. Wir gehen aber davon aus, dass wir nicht so einen dramatischen Rückgang an Ausbildungszahlen wie 2020 erleben werden. Damals sind 22 Prozent weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen worden. 2021 stiegen die Zahlen wieder leicht an. Ich rechne damit, dass wir auf diesem niedrigen Niveau bleiben werden.

Anette Jacob, Geschäftsführerin des Zentral-Fachausschusses Berufsbildung Druck und Medien (ZFA)
Foto: privat

Welche Berufe machen dir wenig Sorgen?

Der Beruf Mediengestalter*in Digital und Print ist nach wie vor beliebt. Sorgen machen mir die Berufe Medientechnolog*in Druck und Druckverarbeitung. Es gibt viele offene Ausbildungsplätze, die nicht besetzt werden können. Was andererseits auch heißt, dass junge Leute sich den besten Ausbildungsbetrieb aussuchen können.

Laut DGB-Ausbildungsreport kritisieren viele Azubis ihre Ausbildungsbedingungen. Nur etwas mehr als die Hälfte würde die Ausbildung im Betrieb weiterempfehlen. Wie sieht das in den Druck- und Medienberufen aus?

Wir haben 2017 erstmals Azubis aus den Druck- und Medienberufen befragt und gehen davon aus, dass die Befragung heute ähnlich ausfallen würde. Damals lagen wir im Gesamtranking – verglichen mit den anderen 25 Berufen – im oberen Mittelfeld. Regelmäßig ausbildungsfremde Tätigkeiten mussten sehr wenige Azubis verrichten. Die Unterstützung durch Ausbilder*innen klappte in der Regel auch gut. Allerdings vermisste ein Drittel seinen Ausbildungsplan und die Hälfte der Medientechnolog*innen Druck und Druckverarbeitung sowie Packmitteltechnolog*innen weiß gegen Ende der Ausbildung nicht, ob die Übernahme klappt. Das dürfte sich durch den Fachkräftemangel in den vergangenen fünf Jahren geändert haben.

Mehr Infos zu den Berufen

www.teammedien.de
www.karriere-papier-verpackung.de

Ergebnisse der Azubi-Befragung

t1p.de/medienberufe17