Mein Standpunkt

Was hältst du von einer Rente wie in Österreich?

Oliver Ludwig, Betriebsratsvorsitzender der Haas Mediengruppe (Mannheimer Morgen)

»So eine Rente hätte ich auch gern. In Österreich werden deutlich höhere Durchschnittsrenten, Pardon, Pensionen bezahlt, sogar 14 Mal im Jahr. Die Menschen gehen auch früher in Rente als in Deutschland.

Wie das geht? Anders als bei uns zahlen in Österreich die meisten Selbstständigen in die gesetzliche Rentenkasse ein, zunehmend auch Beamt*innen. Damit hat Österreich eine bessere Finanzierungsbasis. Und der Beitragssatz ist seit 1990 gleich! Allerdings ist der höher als in Deutschland. Beschäftigte zahlen 10,25 Prozent (bei uns 9,3 Prozent). Aber Achtung: Arbeitgeber in Österreich zahlen mit 12,55 Prozent (bei uns 9,3 Prozent) sogar mehr. Geht doch!

Österreich setzt wie Deutschland aufs Umlageverfahren. Wer also heute in die Rentenkasse einbezahlt, finanziert die jetzigen Rentner*innen und erhält selbst mal seine Rente aus den Beiträgen der folgenden Generation.

Allerdings ist in Deutschland die gesetzliche Rente runtergewirtschaftet und der privaten Versicherungswirtschaft die Tür weit geöffnet worden. In Zahlen: Wer in Deutschland 45 Jahre lang das Durchschnittseinkommen verdient hat und nicht vorzeitig in Rente geht, bekommt 48 Prozent des jetzigen Durchschnittsentgelts (aller Erwerbstätigen). Das sind knapp 1.600 Euro (darauf sind noch Steuern fällig). Der gleiche Mensch in Österreich bekäme knapp 2.500 Euro Pension.

Und dann wird den Leuten bei uns empfohlen, sie sollen selbst für ihr Alter vorsorgen; das Geld geht doch direkt in die private Versicherungswirtschaft! Seit Kurzem gibt es auf Druck der FDP noch die Aktienrente. In Österreich hat man mit kapitalgedeckter Altersvorsorge schlechte Erfahrungen gemacht und nutzt sie kaum. Warum auch. Die gesetzliche Rentenkasse funktioniert ja gut. Man könnte neidisch werden.«