Mein Standpunkt

Was hältst du von der Ausweitung der Minijobs?

»Ich habe ein zwiespältiges Verhältnis dazu, dass die Obergrenze für Minijobs ab Oktober von 450 auf 520 Euro steigt. Besser wäre es gewesen, die Minijobs weitgehend abzuschaffen. Aber ich verstehe auch, warum das bei vielen Beschäftigten, besonders im Osten, auf großen Protest stoßen würde.

Da ist zum Beispiel der Hausmeister mit Vollzeitstelle, der mit dem Minijob zusätzlich Geld verdienen muss, um über die Runden zu kommen. Ich sage immer: Das Problem sind die niedrigen Löhne für Vollzeit oder erzwungene Teilzeit, die Menschen in die Minijobs treiben. Es dürfte nicht erlaubt sein, dass Unternehmen so wenig bezahlen, dass jemand auf Sozialleistungen oder Zweitjobs angewiesen ist. Aber das nutzt den Betroffenen wenig. Besonders jetzt, wo das 9-Euro-Ticket und der Tankrabatt weggefallen und höhere Abschläge für Gas und Strom fällig sind.

Ich beobachte immer wieder, wie bei Minijobs getrickst wird. Von drei Stellen werden zwei regulär besetzt und die dritte mit einem Altersteilzeitler in der passiven Phase. Der wird kurzerhand in einer anderen Gesellschaft angestellt, damit es legal ist. Wenn man sich vorstellt, dass besonders in kleinen Betrieben bis zu einer halben Million sozialversicherungspflichtige Stellen in Minijobs umgewandelt wurden, wird deutlich, wie schlecht Betroffene damit fahren. Ja klar, sie bekommen brutto für netto. Aber weil sie keine Sozialabgaben zahlen, sind sie darüber nicht krankenversichert und bekommen auch keinen Cent Arbeitslosengeld, wenn der Job weg ist. Ich bin der Meinung, dass ab dem ersten verdienten Euro die Sozialversicherung greifen muss. Minijobs sollten auf Rentner*innen, Studierende und Schüler*innen beschränkt sein.«

Elke Schanz, Vorsitzende des Gruppenbetriebsrats der DDV Mediengruppe in Dresden (Sächsische Zeitung) Foto: privat