Mein Tag im Job

Marius Seiler

»Wenn ich zur Früh- oder Spätschicht an die Arbeit komme, weiß ich zwar, dass ich die Schneid- oder Falzmaschine bedienen werde. Aber was mich genau erwartet, das ist jeden Tag anders. Wenn in der Nachtschicht ein Druckauftrag läuft, der am nächsten Tag fertig sein muss, oder ein Kunde bis auf die letzte Minute mit der Druckfreigabe wartet, wird es auch stressig. In der Regel lasse ich mich aber nicht so schnell aus der Ruhe bringen.

Wir produzieren verschiedene Broschüren mit Rückenheftung. Bei Schichtbeginn legt der Abteilungsleiter fest, ob ich beim Schneiden oder Falzen bin. Da arbeite ich dann die Aufträge der Reihe nach ab. Das Bedienen der Maschinen ist Millimeterarbeit, denn die meisten Kunden werden es merken, wenn ich irgendwo geschludert habe und ein Teil der Nase eines Abgebildeten auf der Folgeseite fehlt. Bei großen Auflagen kann es schon mal eintönig werden. Im Normalfall haben wir aber 10 bis 20 unterschiedliche Aufträge am Tag. Papier ist für mich ein faszinierendes Material, weil es sich immer verändert: Ein Auftrag kann an einem Tag wunderbar laufen und am nächsten will nichts rundlaufen.

Marius Seiler, 26, ist Buchbinder 
in der Druckweiterverarbeitung bei der 
Görres-Druckerei in Neuwied.

An der Schneidemaschine muss ich einstellen, auf welche Größe die Bögen zugeschnitten werden, und den Prozess überwachen. An der Falzmaschine ist die Arbeit abwechslungsreicher, weil es viele verschiedene Falztechniken gibt. Man muss sich konzentrieren, um die Maschine sehr genau einzustellen, und sich die Falze auch räumlich vorstellen.

Neben der Arbeit mache ich eine vierjährige Fortbildung zum Druck- und Medientechniker in Köln: zwei Nachmittage pro 
Woche und samstags. Dafür bin ich von der Schicht freigestellt worden. Ich hatte mich gefragt, wie sicher der Arbeitsplatz langfristig ist, was die Digitalisierung angeht – da möchte ich mir mehr Optionen für die Zukunft offenhalten. Dafür nehme ich die Doppelbelastung und die relativ geringe Freizeit auch gerne in Kauf.«