Interview

Lukrativ für Berater

DRUCK+PAPIER: Was halten Sie von 
der Insolvenz in Eigenverwaltung?

Friedrich Schindele: Ich halte das für ein weniger geeignetes Instrumentarium. Wieso sollen ausgerechnet die das Unternehmen retten, die für die Insolvenz des Unternehmens in der Regel verantwortlich sind. Außerdem ist zu beobachten, dass teilweise die Eigenverwaltung wesentlich höhere Kosten verursacht, was sich zum Nachteil der Gläubiger auswirken kann.

Inwiefern?

Wir haben beobachtet, dass sich die Eigenverwaltung für Berater zu einem lukrativen Geschäftsmodell entwickelt hat. In der Regel beginnt es damit, dass die Geschäftsführung einen Berater beauftragt, der die Geschäftsführung insolvenzrechtlich berät und den Insolvenzantrag vorbereitet. Dieser tritt dann auch in die Geschäftsführung ein und bleibt dort während der Eigenverwaltung. Hinzu kommt der Sachwalter, der im Auftrag des Gerichts aufpasst, dass das Verfahren ordnungsgemäß abläuft und keine Insolvenzmasse vernichtet wird. Dann gibt es oft weitere Berater, die sich zum Beispiel um den Verkaufsprozess kümmern. Der Grundgedanke der Insolvenz in Eigenverwaltung ist anerkennenswert, aber nicht, wenn zu viele Beteiligte hohe Kosten verursachen.

Sie ziehen die Regelinsolvenz vor?

Mit einem erfahrenen Insolvenzverwalter auf jeden Fall. Je erfahrener und besser der Insolvenzverwalter, desto größer die Chance, das Unternehmen fortzuführen. Das ist in der Regel für alle Beteiligten, insbesondere die Beschäftigten, auch besser.

Rechtsanwalt Friedrich Schindele aus Landshut begleitete den Betriebsrat bei Bosch-Druck im Insolvenzverfahren.