Ricarda Baumhauer
24, ist Packmitteltechnologin beim Faltschachtelhersteller Edelmann in Heidenheim.
»Die meisten Menschen verschwenden kaum einen Gedanken an die Verpackung, wenn sie Parfüm oder Kosmetika kaufen. Doch darin steckt viel Arbeit: Wir entwickeln Muster, stellen Werkzeuge her und bedrucken die Kartonagen, aus denen mal eine Schachtel wird. Als Packmitteltechnologin muss ich das Praktische immer mit dem Ästhetischen zusammen denken.
Seit zwei Jahren arbeite ich an einer Sondermaschine im Stanzbereich. Ich drucke Codierungen von individuellen Kennzeichen auf die Bögen. Das ist wie bei einem Strichcode auf Produkten im Supermarkt. Der Unterschied ist, dass man bei uns jede einzelne Schachtel wiedererkennen muss – quasi wie bei einer DNA. Das ist wichtig, weil Premium-Produkte speziell geschützt und gesichert sein müssen.
Ich habe mich schon in der Schule für technische Fächer interessiert und bin inzwischen sieben Jahre hier. Die meisten Kollegen arbeiten zu zweit an Maschinen, ich bin allein an der Sondermaschine. Man sollte da sehr selbstständig sein, denn wenn Probleme auftreten, also die Drucker zum Beispiel eine Fehlermeldung bringen oder die Bögen schräg eingezogen werden, muss man allein überlegen und tüfteln, um das zu lösen, und ruhig bleiben. Dafür brauche ich technisches Verständnis, einen guten Blick für Farben und räumliches Vorstellungsvermögen.
Wenn ich Frühschicht habe, ziehe ich mir um 5:30 Uhr meine Arbeitskleidung an und mache 15 Minuten später die Übergabe. Bin ich die Erste an der Maschine, reinige ich die Druckerdüsen und schalte meine Kameras an, die fehlerhafte Codierungen aussortieren. Ich programmiere meine Maschine nach einem genauen Fahrplan, auf dem Stückzahlen, Farben und Zeiten für die Aufträge notiert sind. Beim Probedrucken schaue ich, ob die Positionierungen und Codes passen. Mit einer Spezialtinte wird der Bogen mit dem Code in der jeweiligen Tintenfarbe bedruckt und von unten wird mit einer UV-Farbe ein unsichtbarer Code aufgedruckt, damit das Produkt fälschungssicher wird. Parallel bereite ich den nächsten Auftrag und meine Materialien vor. Pro Schicht codieren wir so zwischen 15.000 und 20.000 Bögen.
Insgesamt kann es laut werden bei uns, weil mit hoher Kraft ausgestanzt wird. Meine Maschine saugt die Bögen mit Saugluft an und das ist auch ziemlich lärmend. Würde man den Gehörschutz weglassen, würde man am Ende einer Schicht nur noch ein Piepen hören. Der Beruf ist anstrengend, weil man die ganze Zeit hoch konzentriert sein muss und die Maschine auch nicht allein lassen kann. Genervt und gestresst bin ich eigentlich nur, wenn in einer Schicht so gar nichts klappen will. Mir gefällt besonders, dass ich auch mal Kollegen im Stanzen oder bei der Werkzeugvorbereitung vertrete und so unterschiedliche Herausforderungen habe. Seit diesem Jahr bin ich zudem in den Betriebsrat gewählt worden – das macht mir großen Spaß.«