»Das würde ich nicht mehr machen«
Ein DRUCK+PAPIER-Leser ist unzufrieden über die Betriebsrente vom »Zukunftsfonds Medien« | Versicherungskonzerne lassen sich nicht in die Karten schauen
»Gerne würde ich in DRUCK+PAPIER mal was lesen, wie Mitglieder mit ihrer betrieblichen Altersversorgung zurechtkommen«, schreibt ein Drucker, der seit fast 50 Jahren bei uns Mitglied ist. »Insbesondere meine ich den ›Zukunftsfonds Medien Druck Papier‹.« Der Kollege ist sauer: »Ich würde nie mehr einen solchen Vertrag abschließen, der mir viel Ärger bereitet hat.«
Nach Abschluss seines Vertrages erhielt er eine Zusage über die Höhe seiner späteren Betriebsrente. Doch als er in Rente ging, wurden ihm 22,02 Euro weniger als kalkuliert ausgezahlt. Daraufhin beschwerte er sich. Nachdem sich ver.di eingeschaltet hatte, erklärte der Versicherer, dass der Kollege früher als geplant in Rente gegangen sei, dadurch weniger Beiträge eingezahlt habe und die Betriebsrente deshalb niedriger ausfalle.
Berechnungen nicht transparent
Doch letztlich war es nicht möglich zu überprüfen, ob die Betriebsrente korrekt ausbezahlt wurde. Auch wenn der Versicherungskonzern beteuerte, dass die Berechnungen auf einem »umfassenden versicherungsmathematischen Formelwerk« beruhten. Doch diese »interne Kalkulationsgrundlage« werde »grundsätzlich nicht veröffentlicht«.
Nun können Versicherungskonzerne nicht schalten und walten, wie sie gerade lustig sind – oder wie sie die Gewinne ihrer Aktionäre am besten in die Höhe treiben können: Die Konzerne unterstehen der Aufsicht der BaFin, der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht. Sie beaufsichtigt den laufenden Betrieb – auch durch direkte Prüfungen am Unternehmenssitz – und kann bei Missständen direkt eingreifen – so die Papierlage.
Zur Praxis der Versicherungen gibt es viele Bewertungen – von der Stiftung Warentest und von privaten Unternehmen, die ihre eigenen Interessen verfolgen. Jüngst bewertete ein Luxemburger Unternehmen, wie durchschaubar die Versicherungsmitteilungen für Versicherte sind. Dabei kam der HDI, der Partner des »Zukunftsfonds Medien«, auf den 6. Platz von 38. Bei einer konkurrierenden Bewertung nach anderen Gesichtspunkten landete der HDI auf dem 45. Rang von 65 geprüften Versicherungen. Fazit: Auf dem Versicherungsmarkt ist es schwierig, nachvollziehbare Informationen zu erhalten.
Wenigstens die Deutsche Rentenversicherung – zuständig für die gesetzliche Altersvorsorge – verschickt regelmäßig Mitteilungen über die zu erwartende Rente. Aber diese Rente allein sichert nicht mehr den Lebensstandard im Alter. Mehrere Bundesregierungen, allen voran die rot-grüne seit 2005, haben das Rentenniveau gedrückt und werben stattdessen für zwei weitere Säulen der Alterssicherung: die private Vorsorge und die Vorsorge über den Betrieb.
Individuell unterschiedlich
Doch wie man diese Säulen am besten gestaltet, ist für jeden Menschen unterschiedlich. Abhängig ist das nicht nur von der Höhe des Lohns oder Gehalts. Bei der Riester-Rente spielt die Zahl der Kinder eine Rolle, woanders der Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. »Nie mehr«, wie unser Leser schreibt, kann gestern richtig gewesen sein, heute aber sinnvoll – und umgekehrt.
Regierungen und Minister haben allein seit 2005 die rechtlichen Regelungen für die Altersvorsorge über 40 Mal geändert, wie der Rentenfachmann Johannes Steffen aufzählt
(in www.portal-sozialpolitik.de). So ist es seit dem Juli 2017 möglich, unter bestimmten Bedingungen ab dem 50. Lebensjahr mit freiwilligen Beiträgen die gesetzliche Altersrente aufzustocken.
Flickschusterei
Solange die Bundesregierungen Flickschusterei in der Rentenpolitik betreiben, dabei vor allem Versicherungskonzerne fördern, statt ein Rentenniveau zu garantieren, von dem Menschen im Alter gut leben können, solange wird es immer wieder viel Ärger geben, wie unser Leser schreibt. Er fordert: »Lieber alles in die gesetzliche Rente stecken.« Das würde manchen Ärger vermeiden. Immerhin: Im Unterschied zu den geheimen Berechnungsunterlagen der Versicherungskonzerne ist die Formel für die gesetzliche Rente für jeden einsehbar, wenngleich sie für Nichtfachleute schwer zu verstehen ist.
Kein Vertrag ohne Beratung
Was jemand tun kann, um den Ärger bei der Rentenzahlung gering zu halten: Wer so sicher wie möglich fürs Alter vorsorgen will, muss für sich alle drei Säulen der Alterssicherung – auf die eigenen Umstände abgestimmt – betrachten. Um dabei seinen Ärger gering zu halten, sollte man sich immer vor Abschluss eines privaten Vorsorgevertrages – gleich, ob über den Betrieb oder privat – von Fachleuten beraten lassen. Da gibt es zuerst die ver.di-Versichertenberater und Beraterinnen. Sie findet man über die Bezirksgeschäftsstellen oder über die Website der ver.di Versichertenberatung. Auch die Deutsche Rentenversicherung gibt Auskünfte – über das kostenfreie Servicetelefon unter der Nummer 0800 1000 4800 oder über die Website der Deutschen Rentenversicherung. Schließlich sind auch die Verbraucherzentralen ansprechbar.