Giesecke & Devrient: Zeit für Tarifverträge
ver.di hat zu Verhandlungen aufgefordert | Wichtig sind den Beschäftigten gute Einkommen
Fast ein Jahr hat ver.di Sondierungsge- spräche mit Giesecke & Devrient in München geführt. Mit dem Ziel, für die eigenständigen Gesellschaften Tarifverträge abzuschließen. Das ist auch Wunsch der Beschäftigten. Bei einer ver.di-Umfrage wurde deutlich, wie wichtig den Beleg- schaften Tarifthemen sind. ver.di hat die Giesecke&Devrient-Unternehmen nun zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Der erste Termin ist für Januar geplant.
In drei Unternehmen zerlegt
Giesecke & Devrient ist heute in Deutschland vor allem ein Unternehmen, das IT-Lösungen anbietet. Die Banknotendruckerei in München wurde 2015 geschlossen; 680 Beschäftigte verloren damals ihren Arbeitsplatz. Heute ist Giesecke & Devrient in drei Unternehmen zerlegt: in eine kleine Holding, noch tarifgebunden; und in die beiden Unternehmen G+D Mobile Security und G+D Currency Technology. Beide sind tariflos. Nach Angaben von ver.di war das Ziel von Giesecke & Devrient, sich mit dem Aus- gliedern zweier Unternehmen aus der Tarifbindung zu stehlen.
Für die Mobile Security und die Currency Technology gibt es einen Betriebsübergang. Der ist geregelt in Paragraf 613a des Bürgerlichen Gesetzbuches. Das bedeutet: Ein Jahr lang dürfen Arbeitsbedingungen nicht verschlechtert werden. Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen gelten so lange weiter. Dieser Schutz endet für die Belegschaften von Giesecke & Devrient am 31. Mai 2018. Ausgenommen sind davon allerdings Neueingestellte. Nach Ablauf dieser Frist kann das Unternehmen versuchen, schlechtere Arbeitsbedingungen durchzusetzen. Um das zu verhindern, will ver.di Tarifverträge abschließen.
Hohe Mieten in München
Anders als die Geschäftsführungen behaupten, sind die Belegschaften durchaus an tariflichem Schutz interessiert. »In München sind die Mieten sehr hoch, deshalb ist den Beschäftigten eine gute Einkommenssicherheit sehr wichtig«, sagt Eva Schäflein- Bohsewe, Betriebsratsvorsitzende von G+D Currency Technology. Das deckt sich mit den Ergebnissen der ver.di-Umfrage: Eine gute tarifliche Einkommensentwicklung finden 94 Prozent in der Currency Technology wichtig. Genauso votierte die Belegschaft der Holding. Mit 89 Prozent ist das Ergebnis aus der Mobile Security ähnlich.
Gute Beteiligung an ver.di-Umfrage
Mehr als jede/r fünfte Beschäftigte hat bei der Umfrage mitgemacht, darunter mehr Tarifangestellte als Außertarifliche. Die hohe Rücklaufquote hat viele überrascht. Einen großen Stellenwert nimmt auch das Thema Arbeitszeit ein. Sehr viele votierten für eine Arbeitszeit, die Gesundheit, Freizeit und Familie berücksichtigt. ver.di-Verhandlungsführer Andreas Fröhlich: »Die Ergebnisse der Umfrage sind Auftrag für uns. Damit gehen wir in die Tarifverhandlungen.«