Arbeit

»Wenn ich das alles vorher gewusst hätte«

Weiterbildung zur Medienfachwirtin Printmedien | Mehr Verantwortung und mehr Gehalt | 
Abschlussarbeit eine »Superübung« für den Arbeitsalltag | Mit Bachelor gleichgesetzt

Egal, ob Praxisschild für einen Arzt oder Stempel für ein Anwaltsbüro. In ihrer kleinen Agentur für Werbetechnik in Münster arbeitete Melanie Schürmann einen Auftrag nach dem anderen ab. Von Buchhaltung hatte sie wenig Ahnung, von Kostenrechnung noch nie etwas gehört. Diese Dinge schob sie gerne auf ihren Partner ab.

Damals kam der Mediengestalterin zum ersten Mal die Idee, dass eine Weiterbildung sinnvoll sein könnte. »Als Selbstständige fehlte dafür die Zeit«, berichtet die 33-Jährige.

Doch als sie eine Festanstellung in 
der Vorstufe einer kleinen Offsetdruckerei annahm, war der richtige Zeitpunkt gekommen. Zumal die junge Frau überzeugt ist: »Wer in der Medienbranche arbeitet, muss etwas tun.« In ihrer Ausbildung zur Mediengestalterin, Fachrichtung Gestaltung und Technik, in einer Druckvorstufenagentur habe vor einigen Jahren Multimedia zum Beispiel noch kaum eine Rolle gespielt.

Melanie Schürmann sattelte 
auf ihre Ausbildung die Weiterbildung 
zur Medienfachwirtin Printmedien drauf.

Druckvorstufe als Schwerpunkt

Doch welche Weiterbildung? Die junge Frau interessiert sich mehr für Technik als für Grafik. Im Job wünscht sie sich mehr Verantwortung – und mehr Gehalt. Am liebsten als Team- oder Abteilungsleiterin. Die Weiterbildung zur Medienfachwirtin Print passte perfekt. Theoretisch wäre auch Industriemeister Print infrage gekommen. Die Inhalte sind nahezu identisch. Doch der Meister sei – »gefühlt« – eher etwas für Drucker. Mit ihrer Ausbildung klinge Medienfachwirtin einfach besser. Außerdem liegt der Schwerpunkt auf der Druckvorstufe.

Auch samstags Unterricht

Freunde empfahlen ihr das Bildungszentrum der Handwerkskammer Münster. 
Für die Kursgebühren von insgesamt 
5.400 Euro beantragte sie Meister-BAföG (heute: Aufstiegs-BAföG). Ihr Chef war einverstanden, dass sie in der Druckerei jeden Freitag früher Feierabend machte und zur Schule fuhr. Auch samstags war Unterricht, jeweils vier Stunden. »Die Doppelbelastung ist nicht zu unterschätzen.« Und drei Jahre seien eine lange Zeit.

Nie ohne Zeitplan

Der Lernstoff fiel ihr zunächst leicht: Medienproduktion. Personalmanagement. Projektentwicklung. Da habe sie zum Beispiel gelernt, wie viel Planung hinter einem Auftrag stecke. Statt einfach mit der Arbeit loszulegen, sei es sinnvoll, erst einmal einen Plan mit klarer Struktur und einem Zeitplan zu erstellen. Gegen Ende der Weiterbildung sei ihr etwas die Puste ausgegangen, gesteht sie. Zumal ihr das letzte Kapitel am schwersten fiel: Betriebswirtschaftslehre. Doch es hat sich gelohnt. Jetzt würde sie sich zutrauen, auch alleine eine eigene Agentur zu leiten. »Vieles wäre einfacher gewesen, wenn ich das alles vorher schon gewusst hätte.«

Werbekonzept

Für ihre Abschlussarbeit musste sie ein Werbekonzept für eine Leiharbeitsfirma erstellen, mit allem Pipapo: Marktanalyse, Werbestrategie, Umsetzung, Zeitplan, Budgetvorgabe. Die Schülerin entwarf eine neue Website und sorgte dafür, dass sie in den Suchmaschinen weit oben auftaucht. Außerdem entwickelte sie eine App für die Stellensuche und plante Außenwerbung wie Aufkleber für Busse oder Anzeigen in Zeitungen. »Das war eine Superübung.« Früher habe sie sich vor Präsentationen gerne gedrückt. Doch in dem Kurs klappte es so gut, dass sie in der neuen Firma viaprinto – einem Onlinedruckdienstleister – darauf einen Schwerpunkt setzt. Die junge Frau hält Fachvorträge an Berufsschulen und schult Vertrieb und Kundenservice, worauf es beim Werbedruck ankommt. Als Medienfachwirtin bekommt sie mehr Gehalt, aber die perfekte Position in der Firma muss sie noch finden. Der Abschluss wird mit einem Bachelor-Studienabschluss gleichgesetzt. Damit hat sie sogar die Chance, ein Masterstudium dranzuhängen. Theoretisch. »Erst mal habe ich vom Lernen die Nase voll«, sagt sie. »Aber wer weiß.«

Medienfachwirt/in Printmedien

Die Weiterbildung eignet sich vor allem für Mediengestalter/innen aus der Druckvorstufe, die mehr Verantwortung im Beruf übernehmen wollen. In dem Kurs lernen sie unter anderem, mit Personal umzugehen, Kosten zu kalkulieren, Kunden zu beraten und Großprojekte zu realisieren. Bei den technischen Kompetenzen liegt der Schwerpunkt auf der Druckvorstufe. Danach können die Teilnehmer/innen selbst eine Abteilung oder einen Betrieb leiten.

Im Qualifikationsschwerpunkt Printmedienproduktion geht es beispielsweise darum, Crossmediakonzepte zu organisieren, Workflowmanagementsysteme anzuwenden und Produktionsergebnisse zu beurteilen. Die Inhalte in diesem Schwerpunkt sind die gleichen wie für den Industriemeister Printmedien.

Voraussetzung ist eine abgeschlossene Aus
bildung. Wer in der Druck- oder Medienbranche gelernt hat, muss keine Berufserfahrung vorweisen. Die Weiterbildung kann in Vollzeit oder berufsbegleitend in Teilzeit absolviert werden, auch ein Fernstudium ist möglich. Die Kursgebühren variieren zwischen 4.000 und 6.000 Euro. Es kann Aufstiegs-BAföG beantragt werden. Die Förderung beinhaltet Zuschüsse, die nicht zurückgezahlt werden müssen.

www.aufstiegs-bafoeg.de

www.zfamedien.de/weiterbildung/
industriemeister/