Arbeit

Drucker? Nie gehört

DRUCK+PAPIER fragte Azubis

Drei Drucker-Azubis an der Bogenoffsetmaschine der Gutenbergschule in Frankfurt am Main.

DRUCK+PAPIER wollte es genau wissen und hat selbst Azubis gefragt: Seid ihr zufrieden mit eurer Ausbildung? Zu Besuch in der Gutenbergschule Frankfurt am Main; die große Pause ist vorbei, Fachtheorie fällt heute aus. Zwölf angehende Drucker-Azubis, davon zwei junge Frauen, erzählen von ihrer Ausbildung. Für niemanden war Drucker/in die Wunschausbildung. Warum? Keine/r kannte den Beruf. Die Jugendlichen hatten anderes im Sinn, sie wollten Koch werden, Metalltechniker, Hörgeräteakustiker oder Mediengestalterin. In die Druckindustrie sind sie über Praktika, Freunde oder ein Berufsvorbereitungsjahr gerutscht. Zufällig.

Was sagen sie nach einem Jahr Ausbildung? Der Beruf hat es verdient, dass für ihn geworben wird, so der Tenor. Die meisten wollen nach ihrer Ausbildung im Beruf bleiben, einige aber nicht im Betrieb.

Wie steht es mit Arbeiten, die nichts mit der Ausbildung zu tun haben? In einem Betrieb müssen die Azubis die Kaffeemaschine reinigen, mal muss einer den Hof kehren und ein anderer Kisten kleben – doch dies bleiben Ausnahmen. Und wie schaut es mit der Ausbildung aus: Lernt ihr, was ihr lernen müsst? Schallendes Gelächter. Fröhlich klingt das nicht. In den meisten Betrieben hapert es an der Qualität der Ausbildung. Viele angehende Medientechnolog/innen Druck werden oft als volle Arbeitskraft eingesetzt. Nicht selten stehen sie allein an der Maschine. Nur drei von zwölf Azubis kennen ihren Ausbildungsplan und auch sie wissen nicht, wann sie wo eingesetzt werden. Durchweg alle bekommen eine 
geringere Ausbildungsvergütung, als im Tarifvertrag steht. Statt 981,04 Euro erhalten sie zwischen 640 und 900 Euro.

»Ich muss immer selbst fragen, wenn ich was wissen will. 
Aber vielleicht gibt es auch Fragen, auf die ich gar nicht selber komme?« *

»Zu mir sagt der Chef: Der Drucker kommt am Samstag, 
dann kommste auch, damit der nicht allein ist im Betrieb.« *

»Unseren Ausbilder kann ich nicht genug loben. 
Er übt ganz oft mit einem Azubi-Kollegen, 
der nur wenig Deutsch kann.« *

»Ich war vier, fünf Monate ausschließlich in 
einer Abteilung und allein an der Maschine. 
Als neue Leute eingestellt wurden, habe ich sie eingewiesen.« *

»Ich möchte nicht mit 60 Jahren noch Dreischicht arbeiten. 
Ich will mich weiterbilden.« *

»Ich fänd es toll, wenn wir mal einen kompletten 
Tag alles gezeigt bekämen.« *

»Schon nach dem ersten Jahr wurde mir gesagt, 
dass ich bis zum Ende der Ausbildung 
nichts Neues mehr lernen werde.« *

»Ich stehe oft eine ganze Schicht lang allein an der Maschine. 
Ich finde es schön, dass mir der Chef vertraut. 
Aber ich bin doch noch Azubi.« *

»Bei uns bleibt jeder jeden Tag eine halbe Stunde länger. 
Wir bekommen die Überstunden aber weder ausbezahlt, 
noch können wir freie Tage dafür nehmen.« *

»Eine gute Ausbildung wäre dann gewährleistet, wenn 
sich jemand Zeit für uns nehmen würde, um uns alles zu erklären, und uns nicht als Helfer an die Maschine stellt.« *

* Drucker-Azubis der Gutenbergschule

Ergebnisse der Befragung

Immer mehr weibliche Azubis

Inzwischen ist fast die Hälfte der Azubis in der Branche weiblich. Bei den Packmitteltechnologen sind die Jungs fast unter sich; dort gibt es nur fünf Prozent junge Frauen. Die angehenden Druckerinnen stellen immerhin 13 Prozent, die künftigen Medientechnologinnen Druckverarbeitung knapp 41 Prozent, während die meisten Azubinen mit 77 Prozent in den handwerklichen Buchbindereien zu finden sind.

Nicht ohne meinen Ausbildungsplan

Ein Ausbildungsplan ist für eine gute Berufsausbildung wichtig. Darin ist festgelegt, wie lange Auszubildende wo eingesetzt sein sollten und welche Kenntnisse und Fertigkeiten sie dort erwerben. Ziel ist, alles zu lernen, was nötig ist, um am Ende die Prüfung zu bestehen. Die Packmitteltechnolog/innen kommen am besten weg: Über drei Viertel kennen ihren Ausbildungsplan.

Putzen, bügeln, scannen

Für den Chef schnell mal was privat erledigen, den Kühlschrank abtauen oder kiloweise Akten einscannen – das sind Tätigkeiten, die nichts mit der Ausbildung zu tun haben. Das müssen auch Azubis der Druck- und Medienbranche tun, aber eher selten.

Wo ist mein/e Ausbilder/in?

Fast alle Azubis gaben an, eine/n Ausbilder/in zu haben. Allerdings sind nicht alle Ausbilder/innen immer verfügbar. Selten oder nie muss fast jede/r fünfte angehende Drucker/in auf qualifizierte Anleitung verzichten; weniger oft passiert das den Packmitteltechnolog/innen und Medientechnolog/innen Druckverarbeitung.

Überstunden

Fast jede/r dritte Auszubildende in der Druck- und Medienbranche macht Überstunden. Und zwar nicht zu knapp: Sechs bis zehn Stunden pro Woche länger arbeiten jede/r fünfte künftige Drucker/in und Packmitteltechnolog/in sowie fast jede/r dritte Medientechnolog/in Druckverarbeitung.

Und danach?

Die meisten Azubis möchten nach der Ausbildung im Beruf bleiben. Am häufigsten erklärten das die Packmitteltechnologen. Sie haben auch die meisten Zusagen für eine Übernahme, allerdings oft befristet auf zwölf Monate.