Hintergrund

Fakten statt Phrasen

ver.di müsse in der Tarifrunde »auf den Boden der Tatsachen zurückkehren«, erklärte der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) Anfang Mai gegenüber der Presse. In einem »Faktencheck« begründet der Unternehmerverband, warum er angemessene Lohnerhöhungen ablehnt. DRUCK+PAPIER hakt nach: Was ist dran an den behaupteten Tatsachen?

Verteilungsneutraler Spielraum nicht ausgeschöpft

2006 – 2015

Die Tariferhöhungen in der Druckindustrie seit 2006 haben nicht einmal die Steigerung der Lebenshaltungskosten ausgeglichen. Der verteilungsneutrale Spielraum – der sich aus Inflation und gesamtgesellschaftlicher Produktivitätsentwicklung berechnet – wurde bei weitem nicht ausgeschöpft. Das bedeutet: Die Verteilung zwischen Unternehmern und Beschäftigten hat sich aus Arbeitnehmersicht deutlich verschlechtert.

»Lohnerhöhungen von fünf Prozent überfordern die Betriebe.«

Fakt ist: Bei voller Umsetzung der ver.di-Forderung von fünf Prozent würden die Gesamtkosten der Unternehmen um gerade mal 1,5 Prozent steigen.

 

»Es gibt keinen Nachholbedarf gegenüber anderen Branchen.«

Fakt ist: Die Tariflöhne in der Druckindustrie wurden seit 2006 um rund 15 Prozent erhöht. In vergleichbaren Branchen wie der Metall- und der Chemieindustrie ist die Bezahlung etwa doppelt so stark gestiegen.

 

»Ein hoher Tarifabschluss gefährdet Arbeitsplätze.«

Fakt ist: Trotz der geringen Lohnerhöhungen haben die Druckereien seit 2005 rund 30.000 Stellen vernichtet. Das belegt: Lohnverzicht 
sichert keine Arbeitsplätze.

 

»Die internationale Wettbewerbsfähigkeit ist in Gefahr.«

Fakt ist: Der Exportanteil am Umsatz ist seit 2005 von 14,1 auf 
15,4 Prozent gestiegen. So schlecht kann es um die internationale 
Konkurrenzfähigkeit also nicht bestellt sein. Davon abgesehen: Mit 
polnischen oder gar chinesischen Löhnen können und wollen wir 
nicht konkurrieren.

 

»Die Unternehmen können sich höhere Löhne nicht leisten.«

Fakt ist: Sie können sich eine schlechte Bezahlung nicht länger leisten. Sonst hat die Druckindustrie bei der Gewinnung von Fachkräften künftig keine Chance.

 

»Wegen der niedrigen Inflation müssen die Löhne nicht so 
stark steigen.«

Fakt ist: Ausgaben für Lebensmittel, Nahverkehr und vor allem Mieten steigen stark. Grundlage gewerkschaftlicher Tarifforderungen ist die Zielinflationsrate der Europäischen Zentralbank von zwei Prozent. Schließlich weiß niemand, wie sich die Preise in Zukunft tatsächlich entwickeln.

 

»Wir müssen den Wettbewerb annehmen.«

Fakt ist: Der Dumpingwettbewerb gefährdet Betriebe und Arbeitsplätze. Die tarifgebundenen Unternehmen haben es in der Hand, dem gemeinsam mit ver.di einen Riegel vorzuschieben – durch allgemeinverbindliche Tarifverträge, die alle Firmen verpflichten, Tariflöhne zu zahlen. Produziert niemand mehr auf Grundlage von Niediglöhnen, steigen auch die Preise.