Arbeit

Erste Streikwelle erfolgreich

Tarifkonflikt: Beschäftigte zeigen Solidarität und Kampfbereitschaft. 
Drucker, Redakteure und Verlagsangestellte stehen zusammen

Die Beschäftigten der Druckindustrie wollen sich nicht von der allgemeinen Lohnentwicklung abkoppeln lassen. Das haben sie mit einer Welle von Warnstreiks deutlich gemacht. Von Ahrensburg bis Rosenheim, von Leipzig bis Trier – in insgesamt 33 Druckereien und Verlagen legten Beschäftigte in den vergangenen Wochen die Arbeit nieder, um für ihre Forderung nach fünf Prozent mehr Geld Druck zu machen.

Bundesweit haben sich bislang rund 2.000 Kolleginnen und Kollegen an den Aktionen beteiligt. Ein Schwerpunkt war Bayern, wo sich seit dem 4. Mai mehr als 1.200 Beschäftigte aus Druckereien, Redaktionen und Verlagen am Streik beteiligten. »Ein Highlight war eine gemeinsame Streikversammlung der Münchner und der Rosenheimer«, berichtet ver.di-Landesfachbereichsleiterin Christa Hasenmaile. »Mit 250 Leuten war der Saal brechend voll. Das hat allen gezeigt: Sie stehen in dieser Auseinandersetzung nicht allein.«

Nicht schwächer geworden

Zusammenstehen. Das gilt auch für die verschiedenen Berufsgruppen. »Überall, wo das möglich ist, rufen wir Drucker, Redakteure und Verlagsangestellte gemeinsam auf«, sagt Hasenmaile. Mit Erfolg: So beteiligten sich beispielsweise 40 Angestellte der Süddeutschen Zeitung am Protest. Anderswo ist diese Beschäftigtengruppe immer noch eher schwer zu mobilisieren.

»Wir haben in den vergangenen Jahren viele Betriebe verloren«, gibt die Gewerkschafterin zu bedenken. Etliche bayerische Druckereien hätten Arbeitsplätze abgebaut oder seien ganz geschlossen worden. »Trotzdem sind wir in dieser Tarifauseinandersetzung nicht schwächer als früher – im Gegenteil: Einige Belegschaften haben sich den Aktionen angeschlossen, die beim letzten Mal noch nicht dabei waren.« Das sei vor allem deshalb erstaunlich, weil es »nur« um mehr Lohn gehe. Anders als zuletzt haben die Unternehmer dieses Mal nicht das Ziel, Errungenschaften des Manteltarifs zu beseitigen.

Streikbruch abgelehnt

Auch in der Frankfurter Societäts-Druckerei ist die Streikbereitschaft hoch. »Über 90 Prozent waren draußen, nur ein paar Befristete sind reingegangen«, sagt der ver.di-Vertrauensmann Nektarios Androulidakis. Befeuert wurde die Stimmung noch dadurch, dass der Springer-Konzern offenbar versucht hat, Teilauflagen der Bild am Sonntag und der Welt von einer bestreikten Druckerei in Berlin-Spandau nach Frankfurt zu verlagern. »Als die Vertrauensleute das mitbekommen haben, hat die Gewerkschaft die Beschäftigten sofort zur Arbeitsniederlegung aufgerufen – aus Solidarität mit den Berliner Kollegen und weil sie keinesfalls potenzielle Streikbrecher sein wollten«, erklärt ver.di-Sekretär Hartmut Beckmann.

Unterlaufen wird der Ausstand in Frankfurt und anderswo jedoch durch den Einsatz von Leiharbeitern und Werkvertragsbeschäftigten. »Bei uns übernehmen Fremdfirmen schon seit Jahren die Wartungsarbeiten. Das sind ausgebildete Drucker oder Maschinenführer, die im Streikfall einspringen«, so Nektarios Androulidakis. Der Gewerkschafter findet das empörend. »Es ist eine Schweinerei, dass diese Kollegen dieselbe Arbeit zu miesen Bedingungen machen. Von den Politikern wird darüber nur viel geredet, aber es kommt rein gar nichts dabei raus.«

Nektarios Androulidakis und seine Kollegen wollen sich dadurch nicht davon ab
halten lassen, für Lohnerhöhungen zu 
streiken. Wenn es sein muss auch immer 
wieder.