Auszeit

drupa 2016 – ein Ausblick

Seit der Jahrhundertwende prophezeien Fachleute am Ende jeder drupa, die nächste werde ganz im Zeichen des Digitaldrucks stehen. Doch dieses Mal scheint die Prognose wahr zu werden: Bei der drupa 2016 werden digitale Druckverfahren tatsächlich dominieren.

Rund 1.650 Aussteller aus über 50 Ländern werden vom 31. Mai bis zum 10. Juni ihre Produkte in den Düsseldorfer Messehallen präsentieren. Mit elf Tagen ist die diesjährige drupa etwas kürzer; dafür folgt die nächste Messe bereits in drei, nicht wie sonst in vier Jahren.

In den konventionellen Druckverfahren werden schon noch Weiterentwicklungen zu sehen sein – aber keine Quantensprünge mehr. Ein Indiz für die »Digitalisierung« der drupa ist, dass viele der großen Materiallieferanten des Offsetdrucks – große Farb- oder Lackhersteller wie Sun, Flint und Huber oder actega/Terra – nicht mehr ausstellen. Und die Hersteller von Offsetdruckmaschinen werden mit zum Teil deutlich reduzierten Standgrößen und kleineren Maschinenparks da sein.

In den konventionellen Druckverfahren werden sich die Innovationen vor allem auf 
das automatisierte Rüsten und Bedienen von 
Maschinen konzentrieren.

Beim Digitaldruck wird es in Düsseldorf viel Neues geben. Insbesondere der Inkjet hat große Technologiesprünge gemacht: Druckqualität, Breite und Schnelligkeit der Ausgabeeinheiten von Fuji und anderen geben ihm Auftrieb. Sogar die Integration in konventionelle Druckmaschinen ist möglich, zum Beispiel in der neuen »Primefire«-Speedmaster von Heidelberg. Vor allem aber hält der Digitaldruck Einzug in den Bereich von Verpackungen und Etiketten.

Sportlich wird es nach dem Druck. Müller-Martini, Horizon, manroland websystems und andere werden neue Lösungen präsentieren, um digitale Kleinstauflagen intelligent, schnell und kostengünstig weiter zu verarbeiten. Auch die klassischen Akzidenzdrucker zeigen, mit welchen Technologien Kleinauflagen kostengünstig veredelt werden können. Welche Entwicklungen gibt es beim Lackieren, Stanzen, Laminieren?

Grundvoraussetzung für die Nutzung der digitalen Systeme für individualisierte Produkte ist die durchgängige Vernetzung der Produktionsschritte durch personalisierte Daten. Der Messeveranstalter kündigt für die drupa vollmundig den »Megatrend Print 4.0« an. Ob dieses Versprechen eingelöst wird, muss sich zeigen.

Und dann natürlich noch die spannende Frage der letzten drupa: 2012 sorgte das israelische Unternehmen Landa mit seiner Nanographic-Printing-Technologie für Aufsehen. Bei dem Verfahren werden winzige Pigmentpartikel einer speziellen Nano-Tinte aufgebracht, um konturenscharfe Digitaldruckbilder zu erreichen. Wie weit ist Firmenchef Benny Landa vier Jahre später tatsächlich? Funktioniert sein System? Lohnt es sich? Und vor allem: Wollen wir wirklich mit Nanopartikeln drucken, die die Gesundheit derjenigen gefährden könnten, die damit in der Produktion in Berührung kommen?

Eine ganz neue Dimension eröffnet schließlich der 3D-Druck. Bislang zählen viele diesen eigentlich nicht zur Druckindustrie, gehört er doch mehr in den profanen Bereich der Teilefertigung. Auf der drupa 2016 wird er aber breit vertreten sein.

Keine drupa ohne ver.di

Der Stand (Nr. FG02.1) unserer Gewerkschaft befindet sich auf dem Freigelände zwischen den Hallen 1, 2 und 3. Dort soll vor dem Hintergrund technischer Rationalisierungen über die Sicherung von Arbeitsplätzen, gute Arbeitsbedingungen, Aus- und Weiterbildung, Gesundheitsschutz und Mitbestimmung informiert und diskutiert werden. Der ver.di-
Stand ist Treffpunkt für Gewerkschafter/innen und alle, die es werden wollen. 
Wir freuen uns auf euch!