Auszeit

Pixi lehrt das Streiken

Nicht nur bei Kindern ein Hit: IG Metall lässt Bilderbüchlein drucken

Mama muss jeden Morgen um sechs Uhr zur Arbeit, sodass sie Carla und Fabio nicht in den Kindergarten bringen kann. Als Papa beruflich verreisen muss, steht die Familie vor einem Problem. Doch ihr Chef lässt bei der Arbeitszeit nicht mit sich reden. Und die Kinder würden im Kindergarten gerne mehr turnen und weniger basteln. Aber auch ihr Erzieher bleibt stur. Was tun? »Carla, Fabio und Mama streiken«, lautet die Antwort in einem Pixi-Büchlein der IG Metall Küste. Die Mutter mobilisiert ihre Kolleginnen und Kollegen, die Kinder trommeln ihre Freunde zusammen. Sie malen Plakate, packen Rasseln und Flöten aus. Und siehe da: Gemeinsam können sie etwas bewirken.

Das Bilderbüchlein findet reißenden Absatz. Die IG Metall Küste hat das Pixi drucken lassen, um es an ihre Mitglieder zu verteilen – zunächst mit einer Auflage von 30.000 Exemplaren. Es wurde auf dem Gewerkschaftstag im Oktober vorgestellt. Das Medienecho war enorm: »FAZ«, »Spiegel«, »Süddeutsche Zeitung« – alle berichteten darüber. »Damit hatten wir nicht gerechnet«, sagt Heiko Messerschmidt von der IG Metall Küste. Die Auflage war innerhalb kürzester Zeit vergriffen. Die Gewerkschaft ließ direkt 150.000 Pixis nachdrucken.

»Carla, Fabio und Mama streiken«. Pixi-Sonderproduktion für die IG Metall Küste. 5 Exemplare für 4,95 Euro: www.bit.ly/pixicarla

»Die Idee dahinter ist, Kindern ihre Rechte zu erklären«, sagt Messerschmidt. Er selbst musste seinen Kindern immer wieder erzählen, was er als Gewerkschafter so macht. Und zu Hause stapelten sich die Pixi-Bücher. Wie in den meisten Kinderzimmern. So kam er auf die Idee: »Warum machen wir so etwas nicht auch?« Der Gewerkschafter zeigt sich überzeugt, dass Kindern politische Themen zugemutet werden können, »verpackt in eine nette Geschichte«. Und weil beim jungen Publikum die Abenteuer von Conni besonders angesagt sind, hat die IG Metall deren Zeichnerin Dorothea Tust für das Streik-Pixi engagiert. In den Geschichten erlebt das Mädchen mit der roten Schleife im Haar eher alltägliche Dinge, fährt in die Berge, lernt schwimmen oder geht zum Arzt. Diesmal lernen Kinder, sich für ihre Interessen einzusetzen. Mit Erfolg.

Doch nicht nur die Kleinen lieben die bunten Büchlein. »Allen geht das Herz auf, egal in welchem Alter«, berichtet Messerschmidt. Selbst bei Seniorentreffen sind die Heftchen begehrt. Die Älteren seien mit Pixis groß geworden und freuten sich, erklärt der Gewerkschafter. Fazit: Fast alle Kolleginnen und Kollegen fänden die Idee witzig und nähmen das Pixi gerne für ihre Kinder oder Enkel mit. Zumal die Vereinbarkeit von Familie und Arbeit für viele ein Problem sei.