Mehr ver.di-Mitglieder bringen Tarifbindung
Südwestpresse Hohenlohe kündigt Beitritt zum Arbeitgeberverband an
Bei der Südwestpresse Hohenlohe standen die Zeichen zunächst auf Konflikt. Nach der Zusammenführung der Verlage des »Hohenloher Tagblatts« in Crailsheim, des »Haller Tagblatts« in Schwäbisch-Hall und der »Gaildorfer Rundschau« im Juli 2015 galten die Tarifverträge nur noch in der Nachwirkung. Neueingestellte mussten für das gleiche Geld 40 Stunden pro Woche arbeiten. Zudem befürchteten die rund 170 Beschäftigten mittelfristig unter anderem Verschlechterungen bei der Jahressonderzahlung. Sie begannen daraufhin, sich mit und in ver.di zu organisieren. Das brachte überraschend schnell den Erfolg: Geschäftsführer Thomas Radek sagte auf einer Betriebsversammlung im Dezember zu, Anfang 2016 dem Verband Südwestdeutscher Zeitungsverleger beizutreten – mit voller Tarifbindung.
»Das ist ein Sieg der Vernunft«, erklärt Erwin Zoll, Vorsitzender des Betriebsrats in Crailsheim und des neu gegründeten Gesamtbetriebsrats. »Die Kolleginnen und Kollegen sind sehr erleichtert, dass nun wieder sichere tarifliche Verhältnisse einkehren.« Der Interessenvertreter führt das vor allem auf die Bereitschaft von Beschäftigten zurück, sich zu engagieren und ver.di beizutreten. Auf einer Mitgliederversammlung im Juni hatten sie eine betriebliche Tarifkommission gewählt, die die Auseinandersetzung organisieren sollte. All das blieb auch der Geschäftsführung nicht verborgen. »Bei uns in Crailsheim hat sich die Zahl der ver.di-Mitglieder verdreifacht«, berichtet Zoll. Besonders unter den gewerkschaftlich sonst schwer zu organisierenden Verlagsangestellten seien viele beigetreten.
ver.di-Sekretär Wolfgang Haupt ist ebenfalls davon überzeugt, dass das Engagement der Beschäftigten den Ausschlag gegeben hat. »Das Management hat mitbekommen, dass wir es ernst meinen und dass die Belegschaft die Forderung nach Tarifbindung unterstützt.« Offenbar habe die Verlagsleitung erkannt, dass ein Tarifkonflikt für die Bewältigung der anstehenden Veränderungen nicht gerade hilfreich gewesen wäre. Die Beschäftigten und ihre Gewerkschaft wollen nun sicherstellen, dass die Zusagen vollständig eingehalten werden.