Auszeit

Leiharbeit und Werkverträge – zwei Straßenköter

Warum eigentlich werden reiche Russen oder reiche Ukrainer in unseren Medien stets als finstere Oligarchen bezeichnet, deutsche Reichenclans wie die Piëchs, Quandts und Schaefflers hingegen als ehrbare Unternehmer? Schließlich betreiben die Reichen aller Länder gemeinsam dieses eine globale System, das ihnen erlaubt, unendlich viel Geld anzuhäufen und den geringstmöglichen Preis für Arbeitskraft zu bezahlen. Denn darum geht´s: Die einen lassen ihr Geld für sich arbeiten. Die anderen arbeiten für genau dieses Geld. Und je weniger Geld Letztere verdienen, desto mehr Leute können Erstere für ihr Geld arbeiten lassen.

Werkverträge sind dazu ein tolles Werkzeug, denn sie machen aus Arbeitnehmern vielfach selbst Unternehmer. Wer als sein eigener Unternehmer unterwegs ist, muss auch selbst entscheiden, wie viel er in seine Bildung, Gesundheit und Altersvorsorge »investiert«. So werden Errungenschaften, die einst von Gewerkschaften erkämpft wurden, einfach outgesourct, weil der Arbeitnehmer via Werkvertrag nun sein eigener Arbeitgeber wird – nur ohne Profit. Immer mehr Menschen müssen immer härter zu immer schlechteren Bedingungen arbeiten, um die Reichen immer reicher zu machen. Werkverträge und Leiharbeit sind wie zwei Straßenköter, die sich kläffend an den Exkrementen beschnüffeln und dabei dauernd im Kreis drehen: zu nichts gut und irgendwie obszön.

Im Grundgesetz steht: »Eigentum verpflichtet.« Zu was? – Zu nichts! Während früher der Besitzer von Sklaven wenigstens noch eine Rundum-Grundversorgung leisten musste, entledigt sich der moderne Kapitalist selbst noch dieser Pflicht – via Werkvertrag. Egal, ob Oligarch oder deutscher Reichenclan: In Werkverträgen etwas Positives zu sehen – da kann man auch in ein Cello pinkeln und warten, dass Musik draus wird.