Titel

Teures Fiasko

Umschulung zu Mediengestalter*innen bei privatem Bildungsträger: viel Geld für wenig Qualität

Ein Tag voller Hoffnung. Auf dem Schreibtisch vor Laura Spähner steht ein neuer Laptop, ein Geschenk der Umschulungsfirma. Sie schaut sich um – eine kleine Klasse, gut. Kopfhörer auf, der Unterricht kann losgehen. Es ist ihr zweiter Anlauf und eine neue Chance. Die 26-Jährige lernt Mediengestalterin Digital und Print.

Ihren ersten Beruf als Köchin musste sie aufgeben. Das viele Stehen, die langen Arbeitszeiten und Schichtdienste: »Ich hatte ständig Rückenschmerzen.« Also neu orientieren. Am liebsten wollte sie Logos entwerfen, Visitenkarten, Schriften – das komplette Erscheinungsbild einer Firma. »Das war mein Traum.«

Wenn sie das gewusst hätte

Die Frau vom Jobcenter war einverstanden. Wer arbeitslos ist und nicht mehr in seinem Beruf arbeiten kann, kann umschulen. Ist geprüft, ob sich jemand für diesen Beruf eignet und der Beruf gebraucht wird, finanziert das Jobcenter Umschulung, Lebensunterhalt, Prüfungsgebühren, Fahrtkosten. Laura Spähner bekommt ihren Bildungsgutschein. Monatlich zahlt das Jobcenter im Schnitt mehr als 900 Euro für die Umschulung zur Mediengestalterin an den Träger. Bei einer Umschulung verkürzt sich die Ausbildungszeit auf zwei Jahre. Im Betrieb müsse sie sich das erste oder dritte Ausbildungsjahr im Selbststudium erarbeiten, warnt die Frau vom Jobcenter. »Das hat mich abgeschreckt«, sagt Laura Spähner. Weil sie nicht weiß, dass Ausbildungsrahmenpläne im Betrieb auf die verkürzte Ausbildungszeit angepasst werden, entscheidet sie sich für eine außerbetriebliche Umschulung. Zwei Jahre voller Einsatz. Sie ist zuversichtlich.

Laura Spähner erhält keine Empfehlung, sondern lediglich eine Liste mit verschiedenen Ausbildungsträgern. Sie gibt in die Suchmaschine »Umschulung Mediengestalter« ein und landet mit dem ersten Treffer bei Comcave. Schicker Webauftritt. »100 % gratis mit Bildungsgutschein«. 350 Standorte. Live-Unterricht am Campus, E-Learning von zu Hause aus. Zertifiziert. IHK-Abschluss. Laura Spähner unterschreibt, das Jobcenter zahlt, Comcave kassiert. »Wenn ich geahnt hätte, was mich erwartet, hätte ich dort nicht angefangen.«

Was wissen die Industrie- und Handelskammern und die Agentur für Arbeit über die Qualität von Umschulungen bei privaten Trägern? Bekommt Laura Spähner einen Job? Das steht hier.