Homeoffice

Bitte kein Zurück mehr!

Kerstin Wilke, 51, Herstellerin beim Bund-Verlag in Frankfurt am Main

Foto: Bert Bostelmann

»Ich habe mich gefreut, im November wieder komplett zu Hause arbeiten zu können. Ich genieße das, mich ohne lange Pendelei an den Rechner zu setzen.

Zu Hause habe ich es mit einem eigenen Arbeitszimmer recht komfortabel. Den Laptop stellt der Verlag, ich telefoniere über Headset – mehr brauche ich normalerweise nicht. Ich arbeite hier auch ungestörter. Wer anruft oder mailt, beschränkt sich aufs Notwendige. Auch Videokonferenzen – davon habe ich allerdings nicht viele – laufen konzentrierter ab.

Wenn ich den Rechner gegen frühen Abend ausschalte, bleibt der auch aus. Ich habe dann Feierabend. Die Arbeit kann ich gut ausblenden. Ich vermisse ein wenig meinen großen Rechner und die beiden Bildschirme aus dem Büro.

Im März hätte ich noch gesagt: Ich will 100 Prozent Homeoffice. Heute denke ich, ein oder zwei Bürotage pro Woche sind wichtig für den Austausch und um die neuen Kolleg*innen kennenzulernen. Ich hoffe sehr, dass auch nach der Pandemie mehr als nur ein Tag Homeoffice pro Woche möglich ist. Alles andere wäre ein Rückschritt. Es hat sich doch gezeigt, dass es viel besser funktioniert als vermutet.«

Eine gute Lösung, aber nur während Corona

Claudia Bergmeier, 47, Lektorin für IT- und öffentliches Recht beim Verlag Dr. Otto Schmidt in Köln

Foto: Jürgen Seidel

»Seit Mai dieses Jahres arbeite ich überwiegend im Homeoffice. Der Verlag war mir gegenüber sehr großzügig: Ich darf so viel zu Hause arbeiten, wie ich will. Nur wenn es wegen der Arbeit nötig ist, fahre ich ins Büro. Während der Pandemie ist das eine gute Lösung. Weil ich seltener angerufen und angemailt werde, kann ich zu Hause konzentrierter arbeiten. Den Rechner habe ich mir selbst angeschafft, Arbeitsmittel hat der Verlag mir bislang nicht zur Verfügung gestellt. Das Telefon im Büro stelle ich über einen Fernzugriff für die Dauer der Arbeit auf meinen Privatanschluss um. Ich lebe in einer Einzimmerwohnung, nun ist mein Schreibtisch mit Arbeit beladen. Aber damit komme ich gut zurecht. Wenn ich auf den Button ›Abmelden‹ drücke, ist das, wie nach Hause zu fahren. Ich arbeite zu Hause auch nicht länger. 

Das Homeoffice ist für mich die zweitbeste Lösung. Lieber arbeite ich im Büro. Mir fehlen die Kontakte zu den Kolleg*innen.« 

»Ich bin nicht der Typ dafür«

Jens Wolfahrt, 49, Ingenieur der Elektrotechnik, Entwickler bei Giesecke+Devrient Currency Technology in München

Foto: Werner Bachmeier

»Wir haben das Gäste- zum Arbeitszimmer umfunktioniert. Ich habe einen zusammenklappbaren Campingtisch gekauft, den kann ich auch anderweitig benutzen. Zum Sitzen reicht der Klavierstuhl ohne Lehne. Ich will mich hier gar nicht dauerhaft auf Arbeit einrichten. Ich war nie ein Homeoffice-Befürworter und bin auch nicht der Typ dazu. Das gelingt anderen bestimmt besser. Mir fehlen die gewohnten Abläufe aus dem Büro.

Einen Homeoffice-Tag empfinde ich als zerpflückt. Weil ich unseren Sohn in den Kindergarten bringe, starte ich viel später als an einem Bürotag. Anfangs musste ich mich zusammenreißen, um nicht Wäsche zusammenzulegen oder Spielzeug wegzuräumen. Es gelingt mir jetzt besser, über Unordnung hinwegzusehen und mich nicht ablenken zu lassen. Aber die Vermischung von Arbeit und Privatem behagt mir nicht.

Ich arbeite zu Hause auch länger, schaffe es aber nicht, dafür am nächsten Tag, den ich im Büro verbringe, früher Schluss zu machen. Mir fehlt auch das Radeln ins Büro. Jeden Morgen eine knappe halbe Stunde Bewegung und Frischluft hin und abends zum Durchlüften und Abschalten zurück. Arbeite ich zu Hause, jogge ich dafür in der Mittagspause.

Meine Lebensgefährtin und ich wechseln uns ab. Einen Tag bin ich im Homeoffice, den darauffolgenden Tag sie. Abends packe ich alle Unterlagen in den Rucksack, damit sie einen leeren Tisch vorfindet. Zum Glück ist der Kindergarten nicht geschlossen. In den Lockdown-Monaten haben wir uns vor- und nachmittags mit der Betreuung unseres Sohnes abgewechselt und abends, wenn er schlief, weitergearbeitet. Zeitpläne, Abgabetermine, Projektumfänge und Pensum wurden allerdings nicht reduziert, obwohl wir unser Kind betreut haben. Das war eine harte Zeit. Da hätte ich mir mehr Entgegenkommen vom Unternehmen gewünscht.

Während der Pandemie ist das okay mit dem Homeoffice, aber danach würde mir ein Tag pro Woche reichen. Der größte Teil meiner Tätigkeit muss ohnehin im Labor und an den Maschinen stattfinden. Darüber bin ich auch froh.«