Künstliche Intelligenz

Den Job macht jetzt die KI

Axel Springer entlässt Beschäftigte | Künstliche Intelligenz übernimmt die Arbeit

Werner Müller war einer der Ersten. Viele Jahre hat der Germanist, der eigentlich anders heißt, beim Axel-Springer-Verlag Texte Korrektur gelesen. Jetzt wurden er und seine Kolleg*innen entlassen, das Korrektorat bei Bild und Welt aufgelöst. Denn ihren Job übernimmt eine künstliche Intelligenz (KI). Nicht weil sie es besser könnte. »Es geht ja nicht nur um Rechtschreibung und Grammatik, sondern auch um sprachliche Feinheiten«, erklärt Müller. »Da ist die KI zwar nicht mehr ganz so grottenschlecht wie am Anfang, aber sie macht immer noch Fehler.«

Doch die Software ist billiger als der Mensch. Und nur darauf kommt es dem Medienkonzern an. Axel Springer will 100 Millionen Euro einsparen, allein bei der Bild sind bereits mehr als 200 Jobs gestrichen worden. »Die Funktionen der Redaktionsleiter, Blattmacher, Korrektoren, Sekretariate und Foto-Redakteure wird es so wie heute nicht mehr geben«, hieß es in einer Mail an die Beschäftigten. Auch weil sie dank KI künftig nicht mehr benötigt würden.

Springer-Chef Mathias Döpfner möchte den Verlag zum Digitalkonzern umbauen und preist künstliche Intelligenz als Wundermittel. Seine Meinungsstärke mag auch hier nicht immer durch Sachkenntnis getrübt sein, etwa wenn er ChatGPT als eine Art allwissende »Antwortmaschine« verklärt, obwohl der Sprachbot nichts weiß, sondern lediglich Wörter nach errechneten Wahrscheinlichkeiten aneinanderreiht (und dabei mitunter auch wohlklingenden Unsinn produziert). Doch Döpfners Vision vom Journalismus der Zukunft ist klar: Für investigative Recherchen und Kommentare braucht es noch den Menschen, alles andere übernehmen KI-Anwendungen.

Ignorant und respektlos

Dieser Strategie sind zunächst die Korrektorate zum Opfer gefallen. Für Werner Müller kam das nicht überraschend. »Dass die Gefahr besteht, war uns allen bewusst.« Schließlich haben die meisten Zeitungsverlage ihre Korrekturabteilungen schon vor vielen Jahren eingespart. »Aber der mangelnde Respekt gegenüber unserer Arbeit und die Ignoranz, was die Textqualität betrifft – das wurmt mich schon sehr.«

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