Mehr Chancen durch Weiterbildung
»Anfang 2018, nach drei Jahren als Bogenoffsetdrucker im Drei-Schicht-Betrieb, wollte ich einen Schritt weitergehen. Mein Ziel war es, an der Optimierung von Abläufen mitzuwirken. Erst hatte ich überlegt, den Techniker zu machen oder eine duale Ausbildung. Aber dann habe ich herausgefunden, dass ich mit der Mittleren Reife, meiner Ausbildung und den drei Jahren Berufserfahrung auch ein Bachelorstudium beginnen kann. Als Studienorte kamen nur Stuttgart und München in Betracht. Zu München hatte ich als Bayer etwas mehr Bezug – und ich brauchte 20 Minuten weniger Fahrzeit in meine Heimat.
Trotz der Regel, dass fünf Prozent der Studienplätze für Menschen mit meinem Bildungsweg freigehalten werden müssen, musste ich an der Hochschule München eine Aufnahmeprüfung mit einem Vortrag absolvieren. Unter den 97 Erstsemestern war ich der Einzige mit einem beruflichen Hintergrund! Ich habe BAföG bekommen, was anfangs ungewohnt war ohne das Gehalt – die Schichtarbeit habe ich aber nicht vermisst. Zum Glück haben die Semesterbeiträge nur 150 Euro betragen und viele Materialien waren online verfügbar.
Ohne Abitur an die Hochschule
In den fachbezogenen Modulen haben wir verschiedene Themen aus der Drucktechnik oder Betriebswirtschaft vertieft und hatten Seminare zu Medienkonzeption oder Projektarbeit. Dadurch, dass ich die Branche von innen kannte, konnte ich mir im Gegensatz zu den Abiturient*innen viel besser vorstellen, was mich nach dem Studium erwartet. Dafür konnten sie mir im Grundstudium bei Mathe und Physik helfen, weil die Module an das Abiturniveau angeknüpft haben – das war teilweise sehr herausfordernd. Alles in allem ging es mit dem Lernen.
Ich wollte in keinen Verlag und Mediengestaltung war auch nicht so meins. Also habe ich mich mehr Richtung Daten orientiert. Mein Praxissemester habe ich in dem Unternehmen gemacht, in dem ich jetzt arbeite, und auch meine Bachelorarbeit habe ich hier geschrieben. Seit Mai 2022 bin ich fertig – da hat sich ergeben, dass ich hier als Controller anfangen konnte. Unsere Druckerei produziert vor allem individualisierte Fotobücher. Ich versuche, für verschiedene Personen im Unternehmen aus Daten schlau zu werden und Entscheidungen und Lösungswege vorzubereiten. Gerade im Controlling sehe ich mich in zwei bis drei Jahren ziemlich frei in der Berufswahl. Auch wenn es mir in der Branche gefällt, bin ich nun breiter aufgestellt als die meisten Medientechnolog*innen Druck.«
Rund um die Weiterbildung
Beginn der Qualifikation: Semesterbeginn im Sommer- bzw. Wintersemester (an der Hochschule München Wintersemester)
Bachelor im Bereich Druck- und Medienindustrie: Berliner Hochschule für Technik, HTWK Leipzig, Hochschule München, Hochschule der Medien Stuttgart und Uni Wuppertal
Bachelor IM Druckmaschinenbau: Technische Universität in Darmstadt
Zugangsvoraussetzungen: i.d.R. die allgemeine bzw. fachbezogene Hochschulreife oder die Fachhochschulreife bzw. eine von den Kultus- und Wissenschaftsministerien als gleichwertig anerkannte Vorbildung
Dauer: 6 bis 7 Semester
Kosten: Die Ausbildungs-, Aufnahme- und Prüfungsgebühren sowie Aufwendungen sind unterschiedlich.
Förderung: t1p.de/bafoeg-dp
Abschluss: Bachelor of Engineering
Quellen:
https://zfamedien.de/weiterbildung/studium/
Hochschule München: t1p.de/stu-an-bachelor
Michael Hoinle, 28, hat den Bachelor Digital Media and Print an der Hochschule in München absolviert und arbeitet als Controller bei Schätzl print emotion in Donauwörth.