Lasse Walser-Cofalka
»Manchmal entdecke ich im Laden ein Buch, das ich auch beschnitten habe oder das mich in der Schicht einiges an Nerven gekostet hat – das ist schon ein besonderes Gefühl. Der Geruch, wenn man die Folie vom Buch entfernt und es aufschlägt, hat mich auch dazu gebracht, mich für die Ausbildung zu entscheiden. Inzwischen lese ich aber nicht mehr so viel wie früher, weil ich jeden Tag an der Arbeit damit zu tun habe. Wir produzieren 24 Stunden am Tag Bücher. Ich mag die Frühschicht, weil man dann noch etwas vom Tag hat. Dafür ist die Nachtschicht weniger stressig. Ich komme immer ein bisschen früher, damit ich vor Schichtübergabe noch ein paar Sachen vorbereiten und die Aufträge ansehen kann. Seit zwei Jahren bin ich an der Buchstraße im Hardcover-Bereich eingesetzt. Meine Arbeit ist abwechslungsreich – ich weiß nie, was mich an Aufträgen erwartet. Zu mir kommen die gebundenen Buchblocks, die ich in den Dreimesser-Automaten einlege und beschneide. Gerade bei dünnem Papier, oder wenn das Format sehr groß ist, muss ich den Prozess akribisch kontrollieren, damit kein Beschnitt hängen bleibt oder die Bücher nicht schief geschnitten werden. Ein gutes Auge für Details ist extrem wichtig. Wir fügen auch das Seitenband, also das Lesezeichen ein, hängen das Buch in die zugehörige Decke und schweißen es dann für den Verkauf ein. Es ist ziemlich laut, dafür aber nicht so dreckig wie an anderen Maschinen. Man muss akkurat und schnell arbeiten, weil man immer Zeitdruck hat. Da kann es auch nerven, wenn eine Bemerkung kommt, dass man zu langsam ist. Meistens kann man gar nichts für die Verzögerung. Momentan produzieren wir viele Kalender. Die schönsten Aufträge sind für mich aber die dicken Romane, die in einer höheren Stückzahl laufen. Da kommt man in einen Takt und muss nicht ständig hin- und hereilen. Davor, dass die Leute irgendwann nur noch E-Books lesen, habe ich weniger Angst: Viele mögen Bücher sehr und verschenken sie gern. Ich denke, das wird sich nicht so schnell ändern.«
Lasse Walser-Cofalka, 26, arbeitet als Medientechnologe in der Druckverarbeitung beim Buchdruckbetrieb Ebner & Spiegel in Ulm.