Aus- und Weiterbildung

Ein Erfolgsmodell

Was im Jahr 1949 so alles gegründet wurde: die BRD und die DDR, die NATO, die IG Metall und die Deutsche Bundesbahn, die Volksrepublik China, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, eine der ver.di-Vorläuferorganisationen. (Die IG Druck und Papier gab’s schon längst – na gut, erst ein Jahr.) 1949 – ein Jahr im Gründungsfieber. Alle feiern ihr 75-jähriges Jubiläum.

Mittendrin der ZFA. Der wer? Hm, nicht so einfach. Zentralstelle für Auslandsschulwesen? Zulagenstelle für Altersvermögen? Zahnmedizinische Fachangestellte? Wir können die Gründungsväter (Mütter waren bestimmt nicht dabei) nicht mehr fragen, wie sie auf den Namen gekommen sind. Auf jeden Fall vermerkt das Protokoll im Juni 1949: »Der 16er-Ausschuß wird von jetzt an als Zentral-Fachausschuß bezeichnet.« Der hat schon damals über eine Ausbildungsordnung der grafischen Berufe diskutiert. Gegründet wurde der ZFA vom Zentralvorstand der Industriegewerkschaft Druck und Papier und der Arbeitsgemeinschaft der Graphischen Verbände des Deutschen Bundesgebiets. Und so ist es bis heute geblieben – der ZFA ist eine gemeinsame Einrichtung der Gewerkschaft ver.di und des Bundesverbandes Druck und Medien. Mit vielen Ehrenamtlichen werden Jahr für Jahr Hunderte schriftliche und praktische Aufgaben für die Zwischen- und Abschlussprüfungen für rund 10.000 Auszubildende aus verschiedenen Ausbildungsberufen erarbeitet.

Heute steckt hinter dem Kürzel ZFA: Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien. Klingt verstaubt. Das täuscht. So ist es 1998 gelungen, aus zehn ehemaligen Vorstufenberufen den Beruf Mediengestalter*in Digital und Print zu kreieren. Der stieg schnell zum beliebtesten Beruf der Druck- und Medienbranche auf – da ist er noch heute, wenn auch mit sinkender Tendenz. Und es war der ZFA, der unter Federführung des Bundesinstituts für Berufsbildung und gemeinsam mit Sachverständigen im vergangenen Jahr den Beruf Mediengestalter*in modernisierte und einen neuen Beruf auf den Weg gebracht hat: Gestalter*in für immersive Medien – die künftigen Fachleute für virtuelle Welten. Schon vor etlichen Jahren hat sich der ZFA für Social Virtual Learning starkgemacht. Auszubildende können mithilfe einer 3-D-Brille einzelne Teile einer Druckmaschine auseinandernehmen und wieder zusammensetzen. Ganz neu ist TOP KI: Mithilfe künstlicher Intelligenz werden Prüfungsaufgaben in gut zu verstehender Sprache formuliert.

Glückwunsch zum 75sten!

Selten gute Zusammenarbeit

Ohne sie (und ihr Team) ginge nichts: Anette Jacob ist die Geschäftsführerin des ZFA, hier bei der Jubiläumsfeier mit Frank Fischer vom bvdm (Mitte) und Jan Schulze-Husmann von ver.di. Foto: Reinhard Oertelt

Wenn es darum geht, gute Aus- und Fortbildungen zu sichern, funktioniert die Zusammenarbeit zwischen ver.di und dem Unternehmerverband bvdm einzigartig gut. Wir haben zwei Vertreter gefragt, was sie übereinander denken.

Vom Graphischen ABC zum Druck- und Medien-ABC

»Der ZFA ist ein Erfolgsmodell. In kaum einer Branche wird Aus- und Weiterbildung so konsequent betrieben wie in der Druck- und Medienindustrie.«

Andreas Fröhlich, Vorsitzender des ZFA von ver.di, aus seiner Rede

»Die Zeiten sind schwieriger. Immer weniger Betriebe bilden junge Leute aus. Aber der ZFA stellt sich dem Abwärtstrend entgegen und unterstützt Unternehmen im Bemühen um eine attraktive Ausbildung und einheitliche Qualität.«

Andreas Jörß, Vorsitzender des ZFA vom Unternehmerverband, aus seiner Rede zum Jubiläum

Einmal im Jahr kompaktes Wissen für die Auszubildenden (und nicht nur sie) über die Druck- und Medienindustrie

Was man damals so lernte

In der BRD:
Vom Buchbinder bis zum Xylograph
Ausbildungsberufe von 1949 bis Anfang der 1970er-Jahre

In der DDR:
Spezialisierte Facharbeiter

 Buchbinder
  Buchdrucker
  Farbenlithograph
  Flachdrucker
  Graphischer Zeichner
  Halbtonphotograph
  Kartokupferstecher
  Kartolithograph
  Klischeeätzer
  Kupferdrucker
  Landkartenzeichner
  Lichtdrucker
  Lichtdruckretuscheur

  Nachschneider
  Notenstecher
  Positivretuscheur
•  Offsetvervielfältiger
  Reproduktionsphotograph
  Schriftlithograph
  Schriftsetzer
  Stempelmacher
  Stereotypeur/Galvanoplastiker
  Tiefdruckätzer
  Tiefdrucker
•  Tiefdruckretuscheur
•  Xylograph

Industrielle Berufe mit Spezialisierungsrichtungen

  Facharbeiter/in für Satztechnik
  Facharbeiter/in für Reproduktionstechnik
•  Facharbeiter/in für Druckformenherstellung
  Facharbeiter/in für Drucktechnik
  Facharbeiter/in für buchbinderische Verarbeitung

Handwerkliche Berufe
•  Buchbinder/in
  Steindrucker/in

Was man heute lernt

Das sind die acht Berufe, für die der ZFA heute zuständig ist:

  Mediengestalter*in Digital und Print
  Medientechnolog*in Druck
  Medientechnolog*in Siebdruck
  Medientechnolog*in Druckverarbeitung

  Buchbinder*in
•  Packmitteltechnolog*in
  Geomatiker*in
•  Gestalter*in für immersive Medien

Was damals geprüft wurde

Beispiele aus der Prüfung zum Buchdrucker von 1950:

Arbeitsprobe

Ein- und Zurichten einer einfarbigen gemischten vierseitigen Druckform. Anfertigen des Handausschnitts. Bunte Druckfarbe nach Farbmuster nachmischen. Anfertigen eines Standbogens.

Bürgerkunde

Welche Versicherungszweige umfasst die Sozialversicherung und wie werden die Beiträge aufgebracht?

Fachrechnen

Der Tariflohn für einen Buchdrucker im 4. Gehilfenjahr beträgt (…) pro Woche 64,31 DM. Welches ist sein Wochen-Nettolohn bei folgenden Abzügen: für Lohnsteuer, Steuerklasse I 6,35 DM, für Kirchensteuer 8 % der Lohnsteuer, für Sozialversicherungen 10,5 % des Bruttolohns, für Berliner Notopfer 0,40 DM.

Fachkunde

Aus welchen Hauptstoffen setzt sich jede Farbe zusammen?

»Der ZFA ist ein Sonderfall – eine Organisation der Tarifvertragsparteien, die auf dem Feld der beruflichen Bildung bis zur Prüfungsaufgabenerstellung alles selbst macht. Wenn auch das tarifpolitische Geschehen in der Branche – sagen wir mal – eher spannungsgeladen war, ist es umso bemerkenswerter, dass es bei der beruflichen Bildung gelungen ist, die Zusammenarbeit über all die Jahre stabil zu halten.«

Frank Werneke, ver.di-Bundesvorsitzender und ehemaliger ZFA-Vorsitzender, aus seiner Rede zum 75-jährigen Jubiläum

Das jüngste Projekt: Mithilfe künstlicher Intelligenz Prüfungsaufgaben in verständlicher Sprache erstellen

Kurze Filme über die Berufe der Druck- und Medienbranche

Virtual Learning: Mithilfe einer 3-D-Brille die Innereien der Druckmaschine kennenlernen

In der Mediencommunity bereiten sich Auszubildende auf ihre Prüfungen vor, unterstützt von Moderator*innen und Wikis.

Weitere Infos:
zfamedien.de