Schusterjunge

Knausrig in Mannheim

Stell dir vor, du findest Zeitungen gut und willst deshalb in einem Verlag arbeiten. Zum Beispiel bei der Haas Mediengruppe (Mannheimer Morgen). Doof nur, dass sich Neueingestellte nicht mal das Zeitungsabonnement von 64,90 Euro im Monat leisten könnten. Wie auch? Ausgelernte Verlagskaufleute, Fachinformatiker*innen und Medienkaufleute bekommen in Mannheim nur 2.400 Euro brutto. Macht bei einer 40-Stunden-Woche plus vier Überstunden (die sind mit dem Gehalt abgegolten) 12,56 Euro pro Stunde. 15 Cent über dem gesetzlichen Mindestlohn. Da ist ein Zeitungsabo eben nicht drin.

Die Geschäftsführung findet das nicht gut. Also nicht den peinlich niedrigen Lohn, sondern dass der Betriebsratsvorsitzende Oliver Ludwig alles auf der Betriebsversammlung breittritt. Muss das sein. Mindestlohn klingt so knausrig. Jetzt hat die Geschäftsführung das Gehalt um 200 Euro erhöht: 1,23 Euro überm Mindestlohn. Immer noch weit weg vom Tarif, ohne Weihnachtsgeld und Urlaubsgeld und der 35-Stunden-Woche.

Seitdem die Haas Mediengruppe 2013 aus der Tarifbindung ausgestiegen ist, verdienen Neueingestellte weniger und arbeiten länger. Und suchen sich immer öfter woanders Arbeit.

Ein Vorschlag: Arbeitszeit runter auf 35 (dann ist auch Zeit zum Zeitunglesen). Tarifvertrag mit ver.di. Das hilft auch gegen den Fachkräftemangel!