Druckindustrie

Klimaneutral drucken – geht das?

Wenige Druckereien bemühen sich um konsequenten Klimaschutz. Die Druckerei Lokay in Reinheim ist eine der Ausnahmen.

Die Hitzerekorde dieses Sommers, die Flutkatastrophe vor einem Jahr: Auch in Deutschland sind die Auswirkungen des Klimawandels unübersehbar geworden. Um die Erderwärmung zu stoppen, muss der Ausstoß von Kohlendioxid und anderer klimaschädlicher Treibhausgase so schnell wie möglich reduziert werden; daran zweifelt kaum noch jemand. Aber wie geht das? Und was kann die Druckindustrie dazu beitragen? Einiges, glaubt Ralf Lokay.

Seit 2006 hat seine Bogenoffsetdruckerei im südhessischen Reinheim ihre CO2-Bilanz um rund 90 Prozent verbessert. »Mir war es immer wichtig, dass wir eine Vorreiterrolle haben«, sagt der Eigentümer. Früh setzte er auf mineralölfreie Druckfarben, nutzte Druckplatten, die ohne Chemie entwickelt werden, und verzichtete auf den Klimakiller Isopropylalkohol im Feuchtwasser der Druckmaschinen.

Heizöl auf null reduziert

Vor allem aber stieg Lokay um auf Ökostrom. Er investierte 1,5 Millionen Euro in die energetische Modernisierung des Stammhauses. Seither wird die Abwärme der Maschinen zum Heizen im Winter und – über einen Wärmetauscher – zur Kühlung der Räume im Sommer genutzt. »Früher haben wir 18.000 Liter Heizöl pro Jahr gebraucht«, sagt der Unternehmer. »Das haben wir damit auf null reduziert.«

Rund 26 Tonnen CO2 im Jahr weist die Umweltbilanz jetzt noch aus, verursacht durch den Fuhrpark der Druckerei und die An- und Abfahrt der 38 Beschäftigten. Lokay kompensiert das, indem er Ausgleichszertifikate kauft – also Geld dafür zahlt, dass anderswo auf der Welt Klimaschutzprojekte betrieben werden. Die CO2-Emissionen, die bereits bei der Herstellung des Papiers anfallen und die für den größten Teil der durch Printprodukte entstehenden Treibhausgase verantwortlich sind, gleicht er dagegen bislang nur auf Wunsch und auf Rechnung der Kundschaft aus. Er denkt aber darüber nach, das künftig immer zu tun. Auch wenn er seine Preise dann anheben muss.

So konsequent wie Lokay sind nur wenige der mehr als 7.000 Druckereien in Deutschland. Zwar werben viele von ihnen mit »klimaneutralem Druck«. Doch oft bedeutet das lediglich, dass Kund*innen der Kauf von Ausgleichszertifikaten für ihren Auftrag angeboten wird.

Warum es für Klimaneutralität beim Drucken mehr braucht als Ausgleichszahlungen, steht hier: 

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Freikaufen reicht nicht

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Echte Klimaneutralität ist für Druckereien schwer zu erreichen. Woran es hakt und warum es nicht allein die Lösung sein kann, Geld für den CO2-Ausgleich zu zahlen.