Unterwegs zur Pressekiste
Betriebskitas sind selten. Noch seltener sind solche für Kinder von Eltern, die in der Druckindustrie und Verlagen arbeiten. Die Pressekiste ist eine Ausnahme.
Wer eine betriebliche Kindertagesstätte für die Druckindustrie oder Verlage auf der deutschen Landkarte sucht, braucht Geduld. In Möhringen, einem Stadtbezirk am südlichen Rand von Stuttgart, wird man schließlich fündig – dort ist die Kita Pressekiste. Angegliedert ist sie ans Pressehaus Stuttgart, das über die Zeitungsgruppe Stuttgart zur Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) gehört.
Es seien Redakteur*innen der Stuttgarter Zeitungen, Beschäftigte aus der Technik, Druckerei und der Personalabteilung sowie eine Moderatorin des Radiosenders Antenne 1, deren Kinder in der Pressekiste angemeldet sind, sagt Desanka Panic, Teamleiterin der Kita. Außerdem Kinder aus der Umgebung. Weil in der Druckerei viele Kolleg*innen Nachtschicht arbeiten und oft erst um 18 Uhr mit der Arbeit beginnen, gebe es nur einen Elternteil, der die Pressekiste nutzen kann, berichtet Samir Alicic, Betriebsratsvorsitzender des Pressehauses Stuttgart.
Höhere Gebühren, aber frisch gekochtes Essen
Betriebskitas sind selten. Im vergangenen Jahr wurden 762 in Deutschland gezählt. Von insgesamt 58.500 Kitas in Deutschland. Damit liegt ihr Anteil bei weniger als 1,5 Prozent. Unter den betriebseigenen Kindertagesstätten gibt es verschiedene Modelle: Ein Unternehmen finanziert allein die Kita, mehrere tun sich zusammen oder ein Unternehmen kauft Belegplätze für seine Beschäftigten. Letzteres trifft bei der Pressekiste zu.
Oft ist eine reine Betriebskita nur für große Unternehmen interessant, wie für Bayer-Schering, oder auch den Deutschen Bundestag. »Für die Druckindustrie lohnt sich das nur, wenn es einen Verbund wie bei der Südwestdeutschen Medienholding gibt«, sagt Sandra Hänel. Sie ist die Presseverantwortliche bei Konzepte, dem Träger der Pressekiste. In der 2014 eröffneten Kita an der Pleininger Straße in Stuttgart gibt es 40 Plätze für Kinder von sechs Monaten bis sechs Jahre. Normalerweise ist die Betriebskita von 8 bis 18 Uhr offen. Während der Corona-Pandemie schließt sie um eine Stunde früher.
Erwachsene sind im Konzept der Pressekiste als »Wegbereiter für die Kinder« vorgesehen. »Die Kinder entscheiden jeden Tag selbst, wo, wie, was und mit wem sie spielen«, sagt Panic. In der Pressekiste ist ein hauseigener Koch angestellt, der täglich frisches Essen zubereitet. Auch deshalb seien die Gebühren in der Betriebskita höher als in den kommunalen Einrichtungen. Wie viel die Südwestdeutsche Medienholding dazugibt, verrät der Kita-Betreiber nicht. Kein Geheimnis ist das Gehalt der Beschäftigten: Sie werden nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes bezahlt.
Wir haben es versucht, aber das Corona-Virus war schneller. Ein Besuch in der Pressekiste war wegen der hohen Inzidenzzahlen nicht möglich.