Buchbesprechung

Ohne Bargeld droht Totalüberwachung

Banknotendrucker gelten als die Könige des Druckgewerbes. Die abgestimmte Folge von Offset-, Sieb- und Stichtiefdruck etwa bei der Produktion von Euroscheinen in der Bundesdruckerei oder bei Giesecke+ Devrient zeugt von Hochtechnologie. Doch nicht deshalb verteidigt Norbert Häring das Bargeld. Der Buchautor erklärt es als akut bedrohte »Oase der Selbstbestimmung und Privatsphäre, die immer wertvoller wird«. Neun gute Gründe und Vorzüge der Scheine listet er auf. Dass auch Steuerhinterzieher und Kriminelle Bares nutzen, sei der einzige Nachteil.
 Schon in einem Vorgängerbuch hat der Volkswirt seinen Leser*innen erklärt, dass die Verdrängung analogen Geldes nicht unausweichlich ist, sondern interessengesteuert. Unter dem irreführenden Titel »Besser als Bargeld« und in informellen Allianzen hätten sich Konzerne, Banken und Politiker*innen gegen das Barzahlen verschworen. Weltweit soll nur noch »schönes neues Geld«, also elektronische Währung gelten. Verbunden mit der umfassenden Nutzung biometrischer Daten führe das zu finanzieller Totalüberwachung. Für Häring ist das zugleich ein Angriff auf die Demokratie. Er erklärt die Taktik, mit der etwa Microsoft-Begründer Bill Gates, Kreditkartenhersteller wie Visa und MasterCard oder PayPal weltweit Krieg gegen das Bargeld führen. Sie treibt nichts anderes als Gewinn- und Machtinteresse, um noch den letzten Winkel der Erde »ins System« zu holen. Doch auch die G-20-Länder, die Weltbank, der Internationale Währungsfonds und Geheimdienste unterstützen die Anti-Bargeld-Kampagne. Eher verhalten tüfteln auch bei uns Geldinstitute daran, Bargeldnutzung teuer und schwieriger zu machen. Nur Gerichte könnten die Abschaffung des Bargelds noch aufhalten, erklärt uns der Autor. Oder wir alle. Indem wir Bequemlichkeit nicht höher als Selbstbestimmung schätzen, stattdessen aber die Kunst der Gelddrucker.

Norbert Häring: 
Schönes neues Geld. 
Campus Verlag, 
Frankfurt am Main 
2018, 19,95 Euro