Kann ein Roboter meinen Job machen?
Ein Futuromat gibt Antwort | Viele Tätigkeiten in Druck- und Medienberufen sind ersetzbar | Forschung will wachrütteln und auf Probleme hinweisen | Keine Zukunftsprognosen
Im Hotel wird am Automaten eingecheckt. Brauche ich eine Fahrkarte, machen das der Automat am Bahnhof und ich gemeinsam. Will ich ein Paket verschicken, klebe ich die online erstandene Marke darauf, scanne das Paket und lege es in das Fach, das sich öffnet. Die Postfiliale ist schon seit einiger Zeit geschlossen worden. Klar ist: Ich muss mehr tun als der Automat. Digitalisierung zwingt mir Mehrarbeit auf und kostet Arbeitsplätze.
Ersetzbar
Aber welche Arbeitsplätze sind gefährdet? Um das herauszufinden, hat das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) – die Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit – den Job-Futuromaten entwickelt. Gibt man dort einen Beruf ein, lässt sich ablesen, wie viele der Tätigkeiten heute schon von Robotern übernommen werden könnten. Die Ergebnisse in etlichen Druck- und Medienberufen sind ernüchternd. Da heißt es schon mal: »100 Prozent der Tätigkeiten könnten heute Roboter übernehmen.« Das hat zu viel Kritik geführt. »Zu pauschal«, »verheerende Botschaften« heißt es quer durch Gewerkschaften und Unternehmerverband aus der Branche.
Das muss Britta Matthes immer wieder geraderücken. Sie leitet die Forschungsgruppe »Berufliche Arbeitsmärkte« am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Das Ergebnis gebe lediglich wieder, was heute technisch möglich sei. Wenn die Arbeit des Menschen von besserer Qualität sei, flexibler oder wirtschaftlicher, werde sie vermutlich nicht ersetzt. Auch dann nicht, wenn handwerkliche Arbeit höher wertgeschätzt als maschinelle oder die Maschine nicht vom Menschen akzeptiert werde, wie Pflegeroboter.
Nicht warten
Ziel des Job-Futuromaten, erklärt die Forscherin, war es, wachzurütteln und auf Probleme hinzuweisen. Es wird geschätzt, dass bis 2025 in einer digitalisierten Arbeitswelt 1,5 Millionen Arbeitsplätze verschwunden sind, aber genauso viele neu entstehen. »Das Thema ist akut. Wir müssen uns jetzt darauf vorbereiten und nicht warten, bis die Digitalisierung viele Menschen arbeitslos macht. Es sind alle gefragt, Unternehmen, Gewerkschaften und der Staat, damit sich Berufe weiterentwickeln und Menschen dafür qualifiziert werden.«
So funktioniert der Job-Futuromat
Der Job-Futuromat lässt sich leicht bedienen. Im Feld »Ich arbeite als … « gibt man beispielsweise Medientechnologe Druck ein. Das Ergebnis: »Der Arbeitsalltag dieses Berufs besteht im Wesentlichen aus 9 verschiedenen Tätigkeiten, 8 davon und somit 89 % könnten schon heute Roboter übernehmen.« Nächster Beruf: Mediengestalter*in Digital und Print – Gestaltung und Technik. »10 Tätigkeiten, 7 davon und somit 70 % könnten Roboter übernehmen.« Packmitteltechnolog*in: 11 Tätigkeiten, davon 9 und damit 82 % könnte ein Roboter erledigen. Wer nach unten scrollt, stößt auf eine Liste der spezifischen Tätigkeiten, die einem Beruf zugrunde gelegt worden sind. Mit einem Schieberegler lässt sich einstellen, wie häufig man eine Tätigkeit verrichtet. Daran kann man ablesen, ob die Tätigkeit ersetzbar ist (kleine Roboterfigur) oder nicht (Kopf mit Helm). Die Angaben zur Ersetzbarkeit beziehen sich auf die technischen Möglichkeiten von 2016. Der Job-Futuromat wird demnächst aktualisiert.
Der Job-Futuromat: https://job-futuromat.iab.de/
Der IAB-Kurzbericht »Wenige Berufsbilder halten mit der Digitalisierung Schritt«: http://doku.iab.de/kurzber/2018/kb0418.pdf
Moderne Ausbildung in der Druck- und Medienbranche
Das Institut für Arbeits- und Berufsforschung (IAB) ist davon überzeugt, dass sich die Berufe langsamer entwickeln als die potenziellen Entwicklungsmöglichkeiten neuer Technologien.
Darauf antwortet Anette Jacob, Geschäftsführerin ZFA (Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien), einer gemeinsamen Organisation von ver.di und dem Unternehmerverband bvdm:
»Im ZFA werden die Weichen gestellt für neue Berufsbilder, Weiterbildungsverordnungen und die vielfältigen Projekte und Aufgaben. Unsere Ausbildungsberufe sind so modern aufgestellt, sie sind durch Fachrichtungen und Wahlqualifikationen flexibel gestaltet und anpassbar. So haben beispielsweise bereits 2011 Inhalte wie Contenterstellung, Social Media und 3-D-Grafikerstellung als Wahlqualifikationen Einzug in den Mediengestalter Digital und Print genommen. Derzeit werden fortschreitende Digitalisierung, Vernetzung in der Produktion und der Einfluss der Entwicklung neuer Technologien auf die Ausbildung zwischen den Sozialpartnern diskutiert.«