Aus den Betrieben

Schwerbehinderte vor die Tür gesetzt

Oberhessische Presse in Marburg schließt fast die komplette digitale Vorstufe

Zehn Beschäftigten hat der Verlag gekündigt, darunter sechs Schwerbehinderten, der Schwerbehindertenvertretung, ihrer Stellvertreterin und Ersatzleuten im Betriebsrat. Manchen der jahrzehntelang Beschäftigten hatte Hitzeroth Druck+Medien (Oberhessische Presse) kurz nach Weihnachten einen Boten mit der Kündigung nach Hause geschickt. Ohne vorher ein Gespräch zu führen.

Die Geschäftsführung begründete die Entlassungen damit, dass die digitale Vorstufe bis auf die Produktionssteuerung geschlossen werde. Im Verlag würden Entscheidungen aufgrund struktureller Entwicklungen getroffen, teilte Geschäftsführerin Ileri Meier auf Anfrage schriftlich mit. Davon sei die digitale Vorstufe betroffen.

Gegenüber dem Betriebsrat und der Schwerbehindertenvertretung erklärte der Verlag, dass durch die Teilschließung der Abteilung die Arbeitsplätze der zehn Beschäftigten wegfielen. Alternative Arbeitsstellen gäbe es für sie im Betrieb nicht.

Die Argumente des Verlags hält Schwerbehindertenvertreterin Petra Protze, 61, 
die ebenfalls von Kündigung bedroht ist, 
für vorgeschoben. Es sei keine Sozialauswahl 
im Betrieb vorgenommen worden. »Der 
Verlag hat gar nicht versucht, die schwerbehinderten Kollegen und Kolleginnen unterzubringen, sondern will sie loswerden.« Um – wie sie vermutet – den Wert des Unternehmens zu steigern. In Marburg kursieren Gerüchte über einen möglichen Verkauf. Das bestreitet der Verlag: Man sei seit vier Jahren eigenständig und wolle das auch bleiben.

Inzwischen bietet Hitzeroth den Gekündigten sogenannte freiwillige Vereinbarungen an. Die Betroffenen sollen eine Abfindung erhalten und im Gegenzug die Kündigungsschutzklage vor Gericht zurückziehen. Neun der zehn Gekündigten hatten gegen die Entlassung geklagt. Sie haben nun wenige Tage Zeit, um das Angebot anzunehmen oder abzulehnen.