Menschen & Meinungen

Editorial

Quizfrage: Was wird nur von den Schweden getoppt? Richtig. Die Wahlbeteiligung. Wenn die sieben Millionen Schweden aufgerufen werden, ihren Reichstag zu wählen, hindert sie daran weder Schnee noch Regen noch Sonne. 85 Prozent geben ihre Stimme ab. Das schafft keine Wahl in Deutschland. Aber Betriebsratswahlen sind dicht dran. 2014 machten 79 Prozent der Beschäftigten mit. Das ist ein wichtiges Signal an die Unternehmer: Eine Belegschaft zeigt mit einer hohen Wahlbeteiligung, wie wichtig ihr der Betriebsrat ist.

Außerdem läuft es auch besser mit Betriebsrat. Solche Unternehmen sind produktiver, haben steigende Renditen und zahlen höhere Löhne.

Deshalb ist es völlig unverständlich, dass manch ein Unternehmen versucht, Betriebsräte zu verhindern. Oder zu drangsalieren.Übrigens: Die meisten Betriebsräte gibt es in Baden-Württemberg, die wenigsten in Sachsen. Also, wählen gehen!

Halt! Wählen allein genügt nicht, man muss schon wissen, wer dahintersteckt. Denn seit einiger Zeit macht die Rechte mobil (hier stimmt ausnahmsweise der militärische Ausdruck). Sie stellen sich als Opfer von »Gesinnungswächtern« dar, von »linken Betriebsräten« und »Gedankenpolizisten«, die sie angeblich überwachen und dafür sorgen, dass sie ihren Job verlieren, weil sie zu Pegida gehen oder die AfD unterstützen. Das kommt harmlos daher. Tatsächlich sind solchen Betriebsratskandidaten Kontakte in die rechtsextreme Szene nachgewiesen.

Bei Pegida mitmarschieren und sich im Betrieb für die Belegschaft einsetzen – das passt nicht zusammen. Hinter Pegida und AfD stecken völkische Ideen, die Menschen anderer Herkunft, Religion und Hautfarbe abwerten und ausgrenzen. Liebe Kollegen und Kolleginnen, guckt genau hin, wen ihr wählt. Rechte haben im Betriebsrat nichts zu suchen. Und woanders auch nicht.