Schreibt Liebesbriefe!
Leser, User, Bürger von Rom! Ich rufe Euch auf: Lebt analog, solange Ihr noch könnt! Vergesst Smarthomes und Smartphones! Überlasst die asozialen Netzwerke den asozialen Nerds! Jeder sitzt nur noch autistisch vor seinem Handy. Was ist daran sozial? Wenn das so weitergeht, leben in drei Generationen nur noch Menschen mit krummem Rücken, zwölf Dioptrien und zwei Riesendaumen zum Tippen. Sämtliche menschlichen Gefühle werden auf 120 Emojis reduziert. Die von gefühlsarmen Programmierern bestimmt werden.
Ich aber sage Euch: Erinnerung ist analog. Alles, woran wir später einmal gern zurückdenken, findet definitiv nicht vor einem Bildschirm statt. Meint Ihr, dass sich irgendjemand in zehn Jahren noch freudig an einen Abend erinnert, den er einst vor einem Monitor auf Facebook verbracht hat? Aber ans gemeinsame Essen mit Freunden, ans wilde Rumknutschen am Strand oder an einen guten Kneipenabend erinnern wir uns später gewiss! Da beklagen sich die Leute über Arbeitsplatzverluste durch Digitalisierung und bestellen ihre Sachen bei Amazon. Und lassen sich auch noch einflüstern, was sie als Nächstes haben wollen sollen: »Kunden, die ein Buch von Robert Griess gekauft haben, kauften auch: Treppenlifte, Zahnimplantate und Vibratoren aus fair getradetem Bio-Kautschuk.« DAS WILL ICH GAR NICHT WISSEN!
Die Leute jammern über mangelnden Datenschutz, aber nutzen Whatsapp! Das ist wie AfD wählen und sich über den Niedergang der Debattenkultur beschweren. Lasst die Hetzer sich gegenseitig im Netz beschimpfen und lebt und liebt analog! Schreibt mal wieder Liebesbriefe – und zwar auf echtem Papier! Probiert es aus. Vielleicht bringt es sogar neue Romantik in die Bude. Denn denkt immer daran: Wenn Eure Enkel in 50 Jahren auf dem Dachbo den in Euren Erinnerungskartons wühlen – dann wird sich niemand für 50 Jahre alte Whatsapp-Nachrichten interessieren. Aber den Liebesbrief, den Opa an Oma geschrieben hat, werden sie sich vorlesen. Wetten?