Arbeit

Prinovis baut ab

Bertelsmann-Tochter will weitere 20 Millionen Euro einsparen

Die jüngsten Zumutungen sind noch nicht verkraftet, da rollt bereits die nächste Welle auf die Beschäftigten zu. Die Belegschaften in Ahrensburg, Nürnberg und Dresden sollen weiter verzichten. Die Prinovis-Geschäftsleitung will die Maschinenbesetzung noch einmal heruntersetzen, die Arbeitszeit auf 40 Stunden erhöhen, die tariflichen Lohnerhöhungen für die nächsten Jahre aussetzen und Urlaubsgeld und Jahresleistung abhängig von der wirtschaftlichen Lage zahlen. Mit Einsparungen von 20 Millionen Euro will Prinovis nach Darmstadt und Itzehoe die Schließung eines weiteren Standorts vermeiden.

»Es hört einfach nicht auf«

Die Bedingungen an den Standorten sind unterschiedlich. In Ahrensburg, der einzig tarifgebundenen Prinovis-Tiefdruckerei, läuft ein Beschäftigungssicherungs-Tarifvertrag mindestens noch bis Ende des Jahres. Hergegeben hat die Belegschaft schon viel. So wird den Stammbeschäftigten im Druck schon lange kein Urlaubsgeld und keine Jahresleistung mehr gezahlt. Die Arbeitszeit ist schon jetzt drei Stunden länger als im Tarifvertrag. Der ver.di-Aktive Jörn Burmeister hält von den neuen Plänen gar nichts. Zumal der Belegschaft nicht einmal eine Gegenleistung in Form einer Beschäftigungs- oder Standortsicherung gegeben werde.

In Nürnberg gilt das sogenannte Bündnis III erst seit Januar 2016. Prinovis hatte es als das letzte angekündigt. Anderthalb Jahre ist das her. Doch die Abstände der Zumutungen werden kürzer, sagt Betriebsratsvorsitzender Thomas Scharrer. Das Vertrauen in die Geschäftsleitung habe schwer gelitten. »Egal, was wir hergeben, es hört einfach nicht auf.« Schon jetzt arbeiten die Beschäftigten drei Stunden gratis, sind Urlaubsgeld und Jahresleistung halbiert, die Maschinenbesetzung ist reduziert. Die noch weiter zu kappen, hält Scharrer für unklug. »Weil es die Kollegen noch mehr belasten würde. Und weil ein Unternehmen interessiert daran sein sollte, dass die Produktion einwandfrei und pünktlich läuft. Dazu ist ein Mindestmaß an Besetzung unerlässlich.« Zudem sollen die tarifliche Antrittsgebühr, die Sonntags- und übertariflichen Samstagszuschläge gestrichen werden. Wie in Ahrensburg will Prinovis auch in Nürnberg eine Maschine stilllegen oder Tonnage reduzieren.

Noch ist nichts verhandelt und nichts unterschrieben. Thomas Scharrer hält es jetzt für wichtig, dass sich die Standorte nicht gegeneinander ausspielen lassen. Der Betriebsrat von Dresden möchte sich gegenüber Druck+Papier nicht äußern. In Ahrensburg wird ver.di Sondierungsgespräche mit Prinovis aufnehmen.

Prinovis gehört zum Bertelsmann-Konzern. Der hat im vergangenen Jahr einen Gewinn von 1,14 Milliarden Euro gemacht. Der höchste seit 2006.