Arbeit

Unterirdisches Angebot

Vorschlag des Bundesverbands Druck und Medien liegt meilenweit unter anderen Tarifabschlüssen

Das »Angebot«, das der Bundesverband Druck und Medien (bvdm) in den Tarifverhandlungen vorgelegt hat, ist schlecht. Wie schlecht, zeigt ein Blick auf andere Tarifabschlüsse dieses Jahres. Beschäftigte in der Metallindustrie, im Bauhauptgewerbe und 
im öffentlichen Dienst erhalten mehr als 
das Dreifache dessen, was die Unternehmen der Druckindustrie ihren Belegschaften zu-
gestehen wollen.

Anfang Mai hatten die Verhandlungsführer des bvdm angeboten, die Löhne und Gehälter um 1,2 Prozent zu erhöhen. Allerdings bei einer Laufzeit von 18 Monaten. Im April und Mai sollten die Druckerinnen und Drucker ganz leer ausgehen. Umgerechnet aufs Jahr bedeutet das schlappe 0,8 Prozent mehr Geld.

Lohnerhöhung in zwölf Monaten


Mit dem Tarifangebot des Bundesverbands Druck und Medien (bvdm) würden die Beschäftigten von der allgemeinen Lohnentwicklung abgehängt. Das belegt ein Blick auf die 2016 erzielten Tarifabschlüsse anderer Branchen.

Die knauserigen Druckereibesitzer sollten sich mal ein Vorbild an anderen Unternehmerverbänden nehmen. In diesem Jahr sind bereits Tarifverträge für fast sieben Millionen Beschäftigte geschlossen worden. Sie liegen allesamt weit über der Offerte des bvdm. Nicht nur die Arbeitgeber in der Metallindustrie und im öffentlichen Dienst, auch die ostdeutsche Süßwarenindustrie und das Hotel- und Gaststättengewerbe in Bayern haben sich nicht getraut, ihre Beschäftigten mit so wenig abzuspeisen.

Dabei haben die Belegschaften in Druckereien und Verlagen lange genug verzichtet. In den vergangenen fünf Jahren lagen die Tarifsteigerungen rund sechs Prozentpunkte unter denen der Gesamtwirtschaft. Jobs gesichert hat das nicht. Im Gegenteil. Fast nirgendwo wurden so viele Arbeitsplätze vernichtet wie in der Druckindustrie.

Gute Argumente reichen nicht
Die Arbeitgeber rechtfertigen ihren Blockadekurs mit der schwierigen wirtschaftlichen Situation der Branche. Und tatsächlich sind die Gesamtumsätze im vergangenen Jahr um zwei Prozentpunkte gesunken. Zugleich stieg allerdings der Pro-Kopf-Umsatz um 0,2 Prozent. Das heißt: Mit weniger Beschäftigten wird ein höherer Umsatz erzielt. Das muss honoriert werden.

Es gibt viele gute Argumente für ordentliche Lohnsteigerungen. Sie sind gerecht und wirtschaftlich sinnvoll (siehe auch Interview auf Seite 5). Doch gute Argumente allein werden nicht reichen, die Unternehmer zu überzeugen. Es braucht Druck aus den Betrieben und auf der Straße. Diesen gilt es, in den kommenden Tagen und Wochen aufzubauen. Damit den Beschäftigten der Druckindustrie nicht das vorenthalten wird, was andere längst bekommen.