Die Einheit zerschlagen
Die Heilbronner Stimme löste ihr Druckhaus zum 1. November 2023 aus dem Verlag und gründete die neue, tariflose Firma Stimme Druck. Bereits im März 2022 war die Druckerei von heute auf morgen in die Tariflosigkeit gewechselt.
DRUCK+PAPIER: War die Auslagerung eine ähnliche Blitzaktion?
Elke Lang: Nein, dieser Teilbetriebsübergang war angekündigt worden. Wir hatten auch damit gerechnet, dass die Einheit von Redaktion, Verlag und Druckerei irgendwann zerschlagen wird, wie das andere Zeitungshäuser längst getan haben.
Was sind die Folgen der Ausgliederung?
Da schrillen die Alarmglocken. Denn eine eigenständige Druckerei kann leichter verkauft oder dichtgemacht werden. Der Verlag begründet den Schritt damit, dass nur mit einer rechtlich selbstständigen Firma die Minderheitsbeteiligung des Druckhauses Waiblingen zu realisieren war. Die positive Nachricht: Wir bekommen den Druckauftrag der geschlossenen Druckerei in Waiblingen.
Was bedeutet die Ausgliederung für die Belegschaft?
Elke Lang, Betriebsratsvorsitzende der Heilbronner Stimme
Etwa 120 Kolleg*innen aus Rotation, Plattenherstellung, Betriebstechnik, Servicecenter und Versand können in die neue Firma übergehen. Bei einem Betriebsübergang nach Paragraf 613a Bürgerliches Gesetzbuch tritt der neue Inhaber in alle Rechte und Pflichten der Arbeitsverhältnisse ein.
Keine Änderung?
Wir verhandeln gerade mehrere Betriebsvereinbarungen. Die Maschinenbesetzung will das Unternehmen beispielsweise verschlechtern. Und die Organisationsstruktur soll massiv verändert werden. Ich weiß nicht, ob wir die Arbeitsbedingungen halten können.
Was passiert mit dem Betriebsrat?
Der wird auch zerschlagen. Unseren Vorschlag, bis Ende der Amtszeit für beide Betriebe zuständig zu sein, hat die Geschäftsleitung abgelehnt. Also gilt das Übergangsmandat für sechs Monate. Danach werden wir unsere Kraft dafür einsetzen, dass wir zwei gute Betriebsratsgremien bekommen.