Nachruf

Holger Menze ist gestorben

75 Jahre war Holger Menze, als er am 28. April 2023 plötzlich starb. Dabei hatte er noch so viel vor. Zum Beispiel die Kundgebung am 1. Mai in seiner Wahlheimat Luckau (Niederlausitz). Zehn Jahre hat er Herzblut und die Holger’sche Hartnäckigkeit reingesteckt, um aus der gewerkschaftlichen Diaspora eine 1. Mai-Veranstaltung mitten auf dem Marktplatz zu inszenieren.

Wie war Holger Menze, dessen Leben so eng verbandelt war mit der IG Druck und Papier, dem Heinrich-Hansen-Haus, der IG Medien und ver.di. Schriftsetzer, Kunstbegeisterter, Gewerkschaftsfunktionär und immer auf der Seite derer, die Unterstützung brauchten.

Einer, der herzlich und ansteckend über seine eigenen Schwächen und Marotten lachen konnte. Der sich Hierarchien nicht beugte, auch nicht solchen vom Hauptvorstand. Dessen restriktive Beschlüsse kippten spätestens, wenn ein Hauptvorstandsmitglied von einem Besuch bei Schulleiter Menze in Hörste zurückgekehrt war. Und so hieß es bald in Stuttgart: »Dem Menze ist es gleich, wer unter ihm Hauptvorstand ist.« Spontan, begeisternd, mitreißend ist er gewesen. Das sah dann so aus: Holger, Anfang der 1970er-Jahre Ortsjugendleiter der IG Druck in Bremerhaven, klingelt an einem Samstag um 7 Uhr an der Tür des Elternhauses eines angehenden Druckers. »Willst du mal zu einem Seminar mitkommen.« Mit vielen anderen Lehrlingen, »das macht bestimmt viel Spaß.« Hm, ja, murmelt der Azubi, gerade drei Monate im Betrieb. Wann denn. »Es geht um 10 Uhr los. Wenn du dich jetzt anziehst, schaffen wir es noch.« Aus dem Azubi wurde übrigens ein langjähriger Betriebsratsvorsitzender und aktiver Gewerkschafter.

Menze ist untrennbar verbunden mit dem Heinrich-Hansen-Haus (dem einstigen Bildungszentrum der IG Medien und ver.di, seit 2015 geschlossen). Dort gab es immer was zu tun. Menze fand, der Teich trocknete aus? Dann aber ran an die Schaufeln. Drei Wochen später war die Wiese trockengelegt und der Teich hatte wieder Wasser. Anschließend wurde gefeiert. Waldsäuberungsaktionen, große Jugendtreffen, Hörster Kulturtage – oft Ausnahmezustände, bei denen alle mit anpackten: pädagogische Mitarbeiter*innen genauso wie Küche, Verwaltung und Holger. Sie waren immer im Einsatz – bei jedem Streik im mittleren Umkreis. Und wenn jemand keine Lust hatte … Es gab Dinge, die wollte man lieber nicht zu Ende denken.

Mit ihm verbunden sind der Muckmäuserverein, die EDV-Schule und das Hörfunkstudio, die Koordinierungsstelle gewerkschaftlicher Arbeitslosengruppen, der Verein »Mach’ meinen Kumpel nicht an« und der Karl-Richter-Verein, die Initiative »Blumen für Stukenbrock« für sowjetische Kriegsgräber und vieles mehr. Manches ausgeheckt und gegründet, anderes wiederbelebt oder fortgeführt.

Mach’s gut, Holger! Wir hätten gern noch viel mehr vorgehabt mit dir.