Datenschutz

Abschalten hilft

Was Betriebsräte tun können, wenn das Unternehmen Microsoft 365 einführen will, erklärt Markus Rhein, Technologieberater bei der BTQ Kassel.

DRUCK+PAPIER: Sie beraten Betriebsräte, in deren Unternehmen neue technische Systeme eingeführt werden sollen. Wie oft geht es da um Microsoft 365?

Markus Rhein: Das ist im Moment mein Hauptthema. Besonders in kleineren Betrieben stelle ich eine Unbedarftheit fest: Microsoft 365 sei ja nicht problematischer als andere Textverarbeitungsprogramme.

Warum stimmt das nicht?

Die Unternehmen begeben sich in Abhängigkeit von Microsoft, organisatorisch und auch ökonomisch. Erst gerade hat Microsoft seine Marktdominanz ausgenutzt und angekündigt, künftig alle sechs Monate die Preise anzuheben. Dazu kommt die Datenschutzproblematik: Microsoft verarbeitet permanent Daten und lässt sich nicht in die Karten schauen, welche das sind und zu welchen Zwecken sie verwendet werden.

Sollten Betriebsräte also besser Nein sagen, wenn Microsoft 365 eingeführt werden soll?

Markus Rhein arbeitet in Kassel bei der Beratungsstelle für Technologiefolgen und Qualifizierung (BTQ) im ver.di-Bildungswerk Hessen.

Der Streit, ob es nicht sinnvollere Alternativen gibt, lohnt sich, wenn man noch ganz am Anfang steht. Meist sind die Entscheidungsprozesse aber schon so weit vorangeschritten, dass es vor allem darum geht, die Risiken für die Beschäftigten durch eine umfassende Betriebsvereinbarung zu verringern.

Was kann und sollte darin zum Beispiel geregelt werden?

Meine Empfehlung ist immer, alle Analysetools abzuschalten, mit denen die Effizienz der Belegschaft oder auch der eigenen Arbeit gemessen werden soll. Denn das ist pure Verhaltens- und Leistungskontrolle. Auch die Aufzeichnung von Teams-Konferenzen sollte deshalb ausgeschlossen werden. Der Betriebsrat muss umfassende Leserechte für das Admin-Center bekommen, damit Einstellungen nicht unbemerkt verändert werden können. Es braucht einen geregelten Prozess, wie mit den fortlaufenden Funktionsupdates umgegangen wird. Und auch die Qualifizierung und den Gesundheitsschutz der Beschäftigten sollte man berücksichtigen.

Inwiefern ist der Gesundheitsschutz betroffen?

Das Nebeneinander der verschiedenen Kommunikationskanäle – Mails, Chats, Anrufe per Teams, Anrufe per Telefon – kann zu digitaler Überforderung führen. Dass Microsoft 365 auf allen Geräten genutzt werden kann, verstärkt den Druck der permanenten Erreichbarkeit. In einer Betriebsvereinbarung lässt sich zum Beispiel klarstellen, dass Mails nach Feierabend oder im Urlaub nicht gelesen werden müssen.