Was hältst du von der Aktienrente?
»Das Vorhaben von Finanzminister Christian Lindner, eine ›Aktienrente‹ als weitere Säule der Altersversorgung in Deutschland aufzubauen, sehe ich sehr skeptisch. Und das nicht nur, weil ich grundsätzlich kein Vertrauen in Aktien habe. Lindner will Kredite aufnehmen, um damit Aktien für einen staatlichen Fonds zu kaufen. In diesem Jahr sollen das zehn Milliarden Euro sein, aber das würde nur eher dürftige Erträge abwerfen. Deswegen will er 15 Jahre lang alljährlich eine solche Summe in den Fonds stecken. Richtig viel Geld also. Im Moment heißt es noch, dass das nicht von unseren Rentenbeiträgen abgeknapst werden soll. Aber für mich hört sich Lindner so an, als würde er das nur erst einmal nicht wollen. Und wenn einmal die Tür zu einer Aktienrente geöffnet ist, besteht die Gefahr, dass irgendwann doch mit unseren Beiträgen an der Börse spekuliert wird. Das ganze Modell ist eine Wette auf eine ungewisse Zukunft: Niemand kann sagen, ob die Aktienrente eines Tages wirklich genug abwirft, um den Beitragssatz zur Rentenversicherung trotz der steigenden Zahl der Rentner*innen stabil zu halten. Es wird dabei immer auf das Vorbild Schweden verwiesen. Da ist es gut gelaufen, ja. Aber was ist in zehn Jahren? Das weiß niemand. Man kann streiten, wie man die Rentenlücke für die geburtenstarken Jahrgänge, die demnächst in den Ruhestand gehen, schließen will. Aber sinnvoller als eine unkontrollierbare Aktienrente wäre es, wenn künftig alle Erwerbstätigen in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen müssten, egal ob Gutverdienende, Selbstständige oder Beamte, und sich niemand wie bei der Krankenversicherung rausmogeln könnte. Zusätzlich privat vorsorgen können sie ja dann immer noch. Von mir aus auch gerne mit Aktien, wenn sie das wollen.«
Werner Bareth, Betriebsratsvorsitzender bei Huhtamaki in Ronsberg