Aus den Betrieben

Keine Wertschätzung

DS Smith schließt Werk in Berlin | 85 Beschäftigte werden arbeitslos

Fast wäre die Nachricht untergegangen. DS Smith kündigte Mitte Dezember 2022 Investitionen von fast 120 Millionen Euro in den Standorten Nördlingen, Arenshausen und Arnstadt an. Erst gegen Ende der Pressemitteilung informierte der britische Verpackungskonzern über die geplante Schließung des Werks in Berlin. Angeblich sei der Standort unwirtschaftlich.

Das stimmte, sagt Betriebsratsmitglied Michael Kehrberg. Aber nur deshalb, weil über mehrere Monate große Produktionsmengen an Wellpappe aus dem Berliner Werk abgezogen und in andere DS-Smith-Werke verlagert worden seien. »Auf einmal hieß es, wir produzieren zu wenig. Das Werk würde sich nicht rentieren.«

Am 31. Mai 2023 ist der letzte Produktionstag. Rund 85 Beschäftigte verlieren ihre Arbeit, darunter viele angelernte Kräfte. Mehr als ein Drittel der Belegschaft, schätzt Kehrberg, arbeite seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen. Es sind die älteren Kolleg*innen, die bislang vergeblich versucht haben, woanders Arbeit zu finden. Da helfen auch die Abfindungen aus dem Sozialplan wenig, die zwar in Ordnung seien, aber geringer als beim Personalabbau 2017.

Die Enttäuschung über den gleichgültigen Umgang der Geschäftsleitung sei groß. Statt persönlicher Gespräche und Informationen über die zu erwartende Abfindung wurde den Beschäftigten der Aufhebungsvertrag zur Unterschrift vorgelegt. »Diese Missachtung kränkt die Kolleg*innen.«

Michael Kehrberg, 51, ist auf Abschiedstour. Vorsitz im Gesamtbetriebsausschuss, stellvertretender Vorsitz im Gesamtbetriebsrat, Mitglied der Tarifkommission – alle Ämter sind niedergelegt. Der gelernte Schlosser hat ab April eine neue Arbeit. Ein Ende nach 32 Beschäftigungsjahren.

Auch wenn die Tage des Werks gezählt sind – die Belegschaft von DS Smith in Berlin streikte mit beim Tarifkampf in der Papierverarbeitung für mehr Geld. Klar ist: Je höher der Abschluss, desto höher das Arbeitslosengeld.