Schusterjunge

Schlechter Charakter

Millionär*innen und Milliardär*innen sind prima durch die Corona-Krise gekommen. Ihre Zahl nimmt sogar zu. Da könnten Politiker*innen auf die Idee kommen, wieder eine Vermögenssteuer einzuführen. Doch von einer Reihe von Ökonom*innen, Journalist*innen, Politik und Unternehmen kommt stets der gleiche Reflex: »Immer diese Neiddebatte.«

Viele Menschen wissen nicht mehr, wie sie Lebensmittel, Gas und Strom bezahlen sollen, aber die rot-gelb-grüne Regierung hält fest an Steuerrabatten für Besserverdienende, die teure, umweltschädliche Firmenautos fahren.

Neiddebatte, giftet die FDP. Allein das Wort »Dienstwagenprivileg«, klagt ihr Chef Christian Lindner, sei ideologisch aufgeladen. Das Wort sei »linkes Framing«. Selten ist das Wort »Neiddebatte« so oft gefallen wie zurzeit. Das hat nur einen Zweck: von sachlichen Debatten abzulenken und Kritiker*innen als missgünstig und neidisch darzustellen.

Als Bundesfinanzminister sprach sich Christian Lindner gegen die Verlängerung des 9-Euro-Tickets aus und geißelte die »Gratismentalität«. Soll heißen: Die wollen was haben, ohne was dafür zu bezahlen.

Villa in der Schweiz. Konto in Liechtenstein. Yacht. Und trotzdem: Vermögenssteuer null. Alles erarbeitet? Von wegen. Ein großer Teil des privaten Vermögens in Deutschland wird vererbt. Glück statt Leistung. Es wird Zeit, das Glück besser zu verteilen.